Fröndenberg / Unna / Bönen: Mauersegler, Dohlen, Turteltaube, Nachtigall, Kuckuck, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Wiesenweihe, 11./12.06.2012 (B.Glüer)
Bei der gestrigen Kontrolle der Mauerseglerkolonie im Turm der Stiftskirche (Fröndenberg) gab es eine böse Überraschung. – Ausgerechnet der „Vogel des Jahres 2012“ (Dohle) hat für ein beträchtliches Chaos gesorgt. Schon seit etwa 3 Jahren gibt es Versuche von Dohlen, im Turm Nester zu bauen. Dazu fliegen sie diverse Öffnungen und Luken in der Turmspitze an und tragen Nistmaterial auf Balken, das dann gewöhnlich herabfällt. In diesem „Jahr der Dohle“ haben sie offenbar mit einer „schlagkräftigen Mannschaft“ im Team gearbeitet und durch alle Öffnungen des Turms Nistreiser eingetragen, die in ihrer Gesamtheit eine komplette Lkw-Ladung abgeben würden! Das meiste Material ist ins Turminnere abgestürzt – im oberen Turmbereich sind jedoch offenbar als Ergebnis endloser Geduld riesige, stockwerkartige Nester entstanden, die erstmals auch erfolgreiches Brüten ermöglicht haben. Da jedoch die Einflugöffnungen im Turmdach klein und nicht unmittelbar an den Nestern gelegen sind, haben es die Jungdohlen teilweise nicht geschafft, den Turm auf diesem Wege zu verlassen (2 flügge Jungdohlen lagen tot im tiefer gelegenen Glockenraum). Ein weiterer Jungvogel saß ebenfalls dort und rief nach den Altvögeln. – Ich konnte ihn einfangen und von innen vor die Öffnungen einer Schallluke setzen – noch während ich im Turm war, kamen die Altvögel auf sein Rufen zu ihm und fütterten.
Auch bei den Mauerseglern herrschte „Unordnung“ – möglicherweise durch das Treiben der Dohlen im Turm. In 27 Nistnischen gab es Spuren von Brutversuchen (Eierschalen, Eier neben der Nestmulde, Altvögel neben leeren Nestern) oder erfolgreich begonnene Bruten. Von den 27 Brutversuchen verliefen 16 mehr oder weniger erfolgreich – jedoch nur in 2 Nestern waren Junge, was zu dieser Zeit sehr wenig ist. Mehrfach lagen neben bebrüteten Nestern Eier auch außerhalb. Ein adulter Mauersegler war in den unteren Bereich des Glockenturmes geraten und ist dort umgekommen.
Nach Beendigung der Brutsaison müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, die einerseits den Dohlen absturzsichere Brutmöglichkeiten bieten – gleichzeitig jedoch gewährleisten, dass sie nicht mehr ins Turminnere gelangen können, denn die Dohlen waren mit großer Wahrscheinlichkeit in den von innen zugänglichen Brutnischen der Mauersegler.
Zum Glück gibt es auch noch erfreuliche Nachrichten: heute am frühen Morgen 1 Turteltaube bei Ostbüren. In den Hemmerder Wiesen das Schwarzkehlchenpaar an vertrauter Stelle – unweit davon ein Neuntötermännchen. Bei Bönen-Flierich und in Unna-Nordlünern noch je eine singende (späte) Nachtigall. Im Sandbachtal gestern und auch noch heute 1 rufender (später) Kuckuck. Bei Westhemmerde ein Wiesenweihenmännchen jagend.
Im Kirchturminneren türmen sich herabgefallene Nistreiser von Dohlen zu riesigen Haufen, 11.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Im oberen Gebälk des Turmes sind riesige `Kollektivnester´ entstanden, die einer Storchenfamilie alle Ehre machen würden, 11.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Vorläufig gerettete Jungdohle kann hier von den Altvögeln erreicht werden, 11.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Im Turminnern umgekommener Mauersegler, 11.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Turteltaube bei Fröndenberg-Ostbüren, 12.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Turteltaube bei Fröndenberg-Ostbüren, 12.06.2012 Foto: Bernhard Glüer
Dienstag, 12. Juni 2012