Fröndenberg / Menden / Bönen / Unna: Wanderfalke, Seidenschwanz, Steinkauz, Waldohreule als Verkehrsopfer, fragwürdige Jagd, 28. / 29.12.2010 (B. Glüer, H.-W. Lange)

29.Dezember 2010

Nach einer telefonischen Mitteilung von Herrn Lange, der gestern südlich Fröndenberg – nahe Bösperde – mindestens 1 Seidenschwanz an Schneeball gesehen hat, hab auch ich heute Morgen die fraglichen Schneeballsträucher abgesucht, jedoch leider keine Seidenschwänze mehr gefunden. Stattdessen auf einem Hochspannungsmasten an der Kläranlage Bösperde 1 diesj. Wanderfalke.
Während ich diesen anfangs sehr entspannt wirkenden Falken fotografieren konnte, wurde ich Zeuge eines mehr als unerfreulichen Vorganges. Aus östlicher Richtung dröhnten plötzlich Salven von Schrotschüssen herüber. Dann flogen in panischer Flucht unterschiedlichste Großvögel – Enten, Gänse, Kormorane, Gänsesäger, Möwen, Graureiher, Bussarde etc. flussabwärts durchs Ruhrtal. Etliche der aufgeschreckten Vögel kreisten minutenlang und konnten sich lange nicht zu einer Landung in stillerer Umgebung entschließen. Nicht nur ich – auch der Wanderfalke, den ich noch immer durch das Teleobjektiv im Blick hatte, wurden zunehmend nervös. Obwohl das Jagdgetöse schätzungsweise einige Hundert Meter entfernt war (vermutlich nahe NSG Kiebitzwiese), wurde auch der Wanderfalke schließlich von der Panik ergriffen und flog ebenfalls in westlicher Richtung davon. Selten wurde die Fragwürdigkeit einer Jagd so drastisch demonstriert wie in diesem Fall. Bei -5 °C Außentemperatur und nach wochenlangem Schneechaos mit den bekannten extremen Hungerproblemen für Großteile der heimischen Fauna fiel es mir schon sehr schwer, in dieser Jagd irgendeinen vernünftigen Sinn zu erkennen. In einer so extremen Notzeit mit einer derart außergewöhnlichen Nahrungsverknappung ist es gerade für viele Vogelarten unter Umständen überlebenswichtig, durch Vermeidung aller unnötigen Bewegungen Energie zu sparen! Dass in einer solchen Zeit ausgerechnet in einem Schonraum – nahe einem Naturschutzgebiet – alles aufgescheucht wurde, was Flügel hat, ist wohl nur durch einen absoluten Mangel an Sensibilität zu erklären.
Bei Westhemmerde wurde eine Waldohreule zum Verkehrsopfer. Zum Schluss noch etwas Erfreuliches: der hier schon einmal gemeldete Steinkauz vom Hof Schulze-Eddinghaus (Bönen) saß an seinem Stammplatz und hat offensichtlich bis jetzt überlebt.

Diesjähriger Wanderfalke an der Kläranlage Bösperde (noch völlig entspannt), 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Diesjähriger Wanderfalke an der Kläranlage Bösperde (noch völlig entspannt), 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Der zunehmend nervöse Falke mit ständigem Blick auf vorüberflüchtende Vögel - kurz bevor er selbst flüchtete, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Der zunehmend nervöse Falke mit ständigem Blick auf vorüberflüchtende Vögel - kurz bevor er selbst flüchtete, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Waldohreule als Verkehrsopfer südlich Westhemmerde, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Waldohreule als Verkehrsopfer südlich Westhemmerde, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Waldohreule als Verkehrsopfer südlich Westhemmerde, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Waldohreule als Verkehrsopfer südlich Westhemmerde, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Steinkauz im Schutz einer Scheune in Bönen, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

Steinkauz im Schutz einer Scheune in Bönen, 29.12.10 Foto: Bernhard Glüer

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