Unna / Fröndenberg: Zerstörerische „Pflegearbeiten“, Turmfalke als Opfer einer Windkraftanlage, Wachtel, 16.-20.06.2012 (B.Glüer)
20.Juni 2012
„Bitte nicht reiten und nicht betreten“ heißt es relativ moderat auf einem Schild des Kreises Unna, das an einem geschützten Feldsaum in Ostbüren steht. „Das Betreten und Bereiten des Saumes ist verboten, Kreis Unna, der Landrat“ heißt es darunter etwas deutlicher und unmissverständlich! – Zynisch könnte man nach jüngsten Vorkommnissen ergänzen: „Abmähen erlaubt“.
In diesen Tagen kann man leider an vielen Stellen des Kreises beobachten, dass – wie auch in zurückliegenden Jahren immer wieder – nicht nur Wegränder und Ackersäume, sondern auch ausdrücklich für Schutzzwecke angelegte und durch Pfähle markierte Feldsäume mit Mulchmähern – trotz der noch andauernden Brutzeit – niedergemacht werden. Die Mulchmäher überlebt in diesen Säumen kaum ein Tier – Insekten eingeschlossen.
Im Hemmerder Ostfeld sind in diesen Tagen mehrere solcher Säume gemäht worden, in denen mindestens 3 Wiesenpieperpaare, Schafstelzen, Feldlerchen, evtl. Rebhühner, Fasane etc. Nester oder Junge hatten. In einem Fall sang gestern ein Wiesenpiepermännchen unweit eines frisch abgemähten Saumes. Das Wiesenpiepervorkommen an dieser Stelle war mir bekannt, doch wurde dort seit ca. 10 Tagen nicht mehr gesungen, weil vermutlich eine Brut versorgt wurde. Das spontane Singen in diesem Revier muss man wohl als unmittelbaren Nachweis dafür annehmen, dass die Brut zerstört ist und das Männchen um einen Neubeginn bemüht ist – der natürlich nach allen Erfahrungen dort völlig sinnlos wäre.
Bei Ostbüren sind ebenfalls geschützte Säume – aber auch ein sehr wertvoller, ca. 4 m breiter Wegrand mit mehreren Brutpaaren Dorngrasmücken, 1 Sumpfrohrsängerpaar, Goldammern und weiteren Arten mit einem Mulchmäher „kleingehäckselt“ worden. – Dabei wurde auch der krautige Saum entlang zweier Hecken einschließlich kleiner Gehölze, Brombeerbestände mit Mönchsgrasmücken, Zilpzalps und anderen Brutvögeln „gesäubert“.
Dass diese Feldsäume teilweise voller Leben steckten, erkennt man indirekt auch daran, dass nach dem Mähen sofort Krähen (bei Hemmerde auch ein Wiesenweihenweibchen) die gemulchten Streifen aufsuchen.
Rücksprachen mit der Unteren Landschaftsbehörde haben ergeben, dass das Mähen der Säume vom 15. Juni an erlaubt ist und dass es von den Bauern vor allem zur Bekämpfung von Disteln durchgeführt wird…
Am Henrichsknübel (Fröndenberg) fand am vergangenen Wochenende ein adultes Turmfalkenmännchen durch Kollision mit einem Windrad den Tod. – Rein zufällig wurde es unter der Windkraftanlage von einem Spaziergänger gefunden, der mich benachrichtigt hat – meistens sind Fuchs & Co mit dem Finden schneller – sie lernen sehr rasch, dass an solchen Plätzen öfter leichte „Beute“ zu machen ist.
Noch eine positive Beobachtung: bei Frömern rief gestern eine Wachtel aus einem Gerstenfeld.
Artikel gespeichert unter: Gesehen - Gehört