Fröndenberg / Unna /Bönen: Singdrossel, Wacholderdrosseln (als Überlebenskünstler), Wiesenpieper, Habicht, Hybridgansdiskussion, 07.02.2012 (B.Glüer)

07.Februar 2012

In Frdbg.-Ostbüren wollte ein Fasan hoch hinaus und hielt sich am hellen Tage sehr lange in gut 8 Metern Höhe in einem alten Birnbaum auf. Ebenfalls sehr hoch – in einer Pappel – ein ansitzender vorjähriger Habicht (m) bei Nordlünern. In der Mühlhauser Mark heute mindestens 18 Wiesenpieper auf einem Rapsfeld – ebenda heute keine Rotdrosseln oder Singdrosseln mehr. Stattdessen hier und auf etlichen anderen Rapsfeldern zwischen Unna und Bönen Hunderte Wacholderdrosseln. Die Flächen erweisen sich offenbar als ergiebige Nahrungsquelle, obwohl nicht wirklich ersichtlich ist, was die Drosseln (auch viele Möwen, Dohlen und Krähen) überhaupt fressen. Allen Feldern scheint gemeinsam zu sein, dass hier Gülle ausgebracht worden ist. Nahrung pickende Vögel nehmen nach meiner Beobachtung auch nur Fressbares vom Boden und nicht von den Pflanzen auf – möglicherweise wurden mit der Gülle unzählige Larven ausgebracht, die in gefrorener Form nun abgesucht werden. Bei Bönen auf Raps auch 1 Singdrossel.

Nun möchte ich noch einen grundsätzlichen Gedanken zu den bisher geäußerten Meinungen über die von Gregor Zosel fotografierte, fehlfarbene Gans, die alle vermutlich im rein Hypothetischen bleiben – solange man keinen DNA-Abgleich hat, hinzufügen. Denn eine Klärung der Frage „Hybrid oder nicht…?“ wäre natürlich spannend, da hinter der Antwort mehr steckt als nur die exakte Bestimmung – nämlich das generelle Problem der genetischen Verfälschung von Wildtierpopulationen durch Haustiereinkreuzungen oder andere artfremde Verwandte. Es gibt bereits genug Beispiele aus dem Freiland, die zum Teil hoch dramatisch waren oder sind – alle aber mehr oder minder die Gefahr in sich bergen, dass eine Wildtierpopulation gewissermaßen den „genetischen Tod“ stirbt, in dem der unverfälschte Genpool, der eine Art als solche definiert, verschwindet. Beispiele: 1) Anfang der 1990ziger Jahre hatten wir am Kraftwerk Heil in einem Nistkasten 3 junge „Wanderfalken“, die sich als Saker-Wanderfalken-Hybriden erwiesen. Versuche, den „Vater“ (ein Hybridfalke – vermutlich aus Gefangenschaftszucht von Falknern entflogen) am Nistkasten zu fangen scheiterten damals. 2) Die Stockenten sind seit Jahrzehnten mit Hausenten durchmischt, so dass es bei dieser Art vielleicht schon gar keine reinen Wildtierbestände mehr gibt. – Auch unsere Graugansbestände sind bereits durch Hausganseinkreuzung vielerorts genetischt verfremdet. 3) In der ersten deutschen Wolfspopulation in Brandenburg brachte eine aus Polen stammende Wölfin in unzugänglichem Gelände Hundemischlinge zur Welt – es gab fieberhafte Versuche, diese Hybriden zu entfernen. 4) Die im Sauerland wieder heimischen Wildkatzen haben zwangsläufig Kontakt mit Hauskatzen. – Immerhin scheinen Wildkatzenweibchen die kleineren Hauskater regelmäßig abzuweisen, so dass es hier eher umgekehrt eine Einkreuzung von Wildkatzengenen in Hauskatzenbestände gibt…
Die Liste könnte noch endlos verlängert werden, doch wird deutlich, dass die Hybridisierung von Wildtierpopulationen immer auch eine Frage des Artenschutzes ist und deshalb aufmerksam verfolgt werden sollte.

Dieser Fasanen-Gockel wollte hoch hinaus und sitzt gut 8 m über dem Boden, 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Dieser Fasanen-Gockel wollte hoch hinaus und sitzt gut 8 m über dem Boden, 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Auch dieser männliche Rothabicht suchte hoch oben gute Rundum-Sicht (Nordlünern), 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Auch dieser männliche Rothabicht suchte hoch oben gute Rundum-Sicht (Nordlünern), 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Zwischen den Rapspflanzen scheinen nicht nur Wacholderdrosseln..., 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Zwischen den Rapspflanzen scheinen nicht nur Wacholderdrosseln..., 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

... etwas Fressbares zu finden (Larven aus Gülleresten?), 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

... etwas Fressbares zu finden (Larven aus Gülleresten?), 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Auch diese Singdrossel sucht bei Bönen zwischen Rapspflanzen nach Nahrung, 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

Auch diese Singdrossel sucht bei Bönen zwischen Rapspflanzen nach Nahrung, 07.02.2012 Foto: Bernhard Glüer

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