Unna / Fröndenberg: Trauerschnäpper, Kolkraben, Baumpieper, Mittelspechte, Insektenmangel, u.a., 07.06.2016 (B.Glüer)
07.Juni 2016
Bei einem heutigen Besuch des Hemmerder Schelks wurden erneut die Trauerschnäpper in Augenschein genommen. Ein unverpaartes Männchen sang noch ausdauernd. Unverändert sind zwei erfolgreiche Paare mit Füttern von Jungvögeln – jeweils in Nistkästen – beschäftigt. Unklar bleibt allerdings, wie viele Jungvögel in den Kästen sind, oder wie weit sie entwickelt sind. Insgesamt besteht der Eindruck, dass nur sehr wenige Masseninsekten vorhanden sind. Vor allem Raupen von Frostspannern oder anderen Arten, die maßgeblich zur Aufzucht von vielen Kleinvogelarten genutzt werden, scheinen zu fehlen. Im ganzen Wald sind mir auch keine Bettelrufe von flüggen Jungmeisen aufgefallen, die normalerweise zu dieser Zeit in großer Zahl unterwegs sind. Immerhin fand ich noch eine zweite Mittelspechtbrut, an der gefüttert wurde. Allerdings konnte ich in den drei zu Saisonbeginn gefundenen Waldlaubsängerrevieren auch heute keinen Vogel dieser Art mehr antreffen. An einem Waldrand fiel ein noch ausgiebig singender Baumpieper auf.
Zu dem allgemeinen Insektenmangel, der gerade in Wäldern für dort brütende Kleinvögel verhängnisvoll sein dürfte, fällt mir eine interessante Untersuchung aus England ein, wonach neben Pestiziden der Landwirtschaft auch der Klimawandel das Insektenangebot und damit den Bruterfolg vieler unmittelbar daran gekoppelter Kleinvögel beeinflusst. Demnach entwickeln im Frühling bei temperaturbedingtem, früherem Blattaustrieb viele Gehölze auch deutlich früher eigene Frassschutzsubstanzen gegen Insekten (zum Beispiel Tannin). Man hat herausgefunden, dass das Laub mancher Gehölze nur in einem Zeitfenster von etwa 40 Tagen für viele Raupen als Nahrung nutzbar ist. Kohlmeisen sind in ihrem Fortpflanzungsverhalten mit nur einer Brut pro Jahr genau an dieses Zeitfenster angepasst. Ihr Bruterfolg sinkt nach dieser Untersuchung deutlich, wenn die Jungenaufzucht nicht optimal mit dem Raupenangebot koordiniert ist. Das gilt sicher auch für andere Arten, die nur eine Brut pro Jahr machen (Trauerschnäpper, Waldlaubsänger etc.). Nach eigenen Wetteraufzeichnungen war allein der Monat April 2016 sehr warm und trocken – mit einer Maximaltemperatur von 24,7 °C am 15.04 und einer Monatsdurchschnittstemperatur von 9,2 °C. Bei einer um 2°C höheren Durchschnittstemperatur im Frühjahr entfalten sich Eichenblätter nach der englischen Untersuchung bereits 2 Wochen früher – der Brutbeginn der Meisen passt sich dieser Verschiebung nicht an – ebenso wenig der Entwicklungszyklus vieler futterrelevanter Schmetterlinge mit ihren Raupen.
Nahe Vinning konnte erneut die bereits hier gemeldete Kolkrabenfamilie beobachtet werden. 3 Jungvögel vollführten in Anwesenheit der Altvögel schon recht beeindruckende Flugspiele.
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