Fröndenberg / Unna: Gartengrasmücken, Trauerschnäpper-Zählung, Waldlaubsänger, Waldbaumläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Heller Kranich, u.a., 03.05.2016 (B.Glüer)
04.Mai 2016
Gestern und auch heute hielt sich in den Hemmerder Wiesen noch immer der fehlfarbene, helle Kranich auf. Die Meldungen vom Wochenende hatten hier und da Diskussionen über die Hintergründe dieser seltenen Erscheinungen ausgelöst – und auch die Einschätzung, es könne sich um einen Kanadakranich handeln, hielt sich bei einigen Lesern. Deshalb habe ich zwischenzeitlich versucht, weitere fachkundige Einschätzungen einzuholen – aber auch bessere Fotos zu machen. So ergibt sich nun folgender Sachstand: zunächst handelt es sich nicht, wie hier anfangs berichtet, um einen leuzistischen Vogel. Bei leuzistischen Tieren fehlt teilweise oder ganz die Fähigkeit, Farbpigmente zu bilden. Das führt zu teils völlig weißen Körperpartien (unser Kranich ist zwar sehr hell, aber nicht wirklich weiß). Es gibt in der Genetik ein anderes Phänomen, das man als Schizochroismus bezeichnet, wobei nur eine einzige Pigmentfarbe nicht produziert wird – zum Beispiel Melanin. Der Hemmerder Kranich scheint ein solches, schizochroides Tier zu sein. Die normalerweise schwarzen Körperpartien sind in seinem Fall blass-braun (etwa Kehle und oberer Hals). Das sonst graue Gefieder ist hell beige. Auch die Stirnpartie ist nicht schwarz, sondern dunkel-braun, so dass sie gemeinsam mit der roten Kopfplatte insgesamt rot erscheint und bei einigen Lesern zu der Annahme geführt hat, es könne sich um einen Kanadakranich handeln, bei dem der gesamte Vorderkopf rot ist. Wir haben also hier den seltenen Fall eines schizochroiden, Europäischen Kranichs.
In den Hemmerder Wiesen außerdem heute unter anderem 2 Grünschenkel und ein Dunkler Wasserläufer im Prachtkleid, sowie ca. 20 Mauersegler.
Weiter bemerkenswert: heute auf breiter Front endlich „erste“ Gartengrasmücken (in den Hemmerder Wiesen 2 Ex, bei Frdbg.-Frömern 2 Ex. Auf dem Golfplatz am Winkelshof 1 Ex und ein weiteres Exemplar sang sogar in unserem Garten). Bei Frömern außerdem eine weibliche Rohrweihe mit linksseitigen Handschwingenlücken und ein von den Bielenbüschen kommender Kolkrabe.
In Bausenhagen noch ein weiblicher Gartenrotschwanz.
Mit Unterstützung von Marvin Lebeus wurde heute der Hemmerder Schelk komplett nach Trauerschnäpper- und Waldlaubsängerrevieren abgesucht. Es sang leider nur ein einziger Waldlaubsänger – aber es konnten 4 Revier haltende Trauerschnäpper ausgemacht werden. Besondere Überraschung: der erstmals 2013 festgestellte Hybridvogel (Trauerschnäpper x Hasbandschnäpper) konnte auch in diesem Jahr – also bereits im vierten Jahr hintereinander wieder entdeckt werden. Sowohl durch seine äußere Erscheinung als auch durch Gesangsauffälligkeiten (hin und wieder streut er das „jiiiiiip“ des Halsbandschnäppers ein) war er schnell wiederzuerkennen (vgl. auch Meldung vom 04./05.05.2013). Wenn man annimmt, dass sein Geburtsjahr mindestens 2012 gewesen sein muss, dann ist dieser kleine Vogel schon achtmal die gigantische Zugstrecke von Hemmerde bis südlich der Sahara und zurück geflogen!
Außerdem vor Ort ein singender Waldbaumläufer.
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