{"id":8613,"date":"2010-07-28T23:59:37","date_gmt":"2010-07-28T21:59:37","guid":{"rendered":"http:\/\/www.oagkreisunna.de\/?p=8613"},"modified":"2010-07-29T13:39:16","modified_gmt":"2010-07-29T11:39:16","slug":"kreis-soestkreis-unna-lebensraum-rapsfeld-am-28-07-2010-meld-hubertus-illner-quelle-httpwww-abu-naturschutz-de","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/2010\/07\/28\/8613\/","title":{"rendered":"Kreis Soest\/Kreis Unna: Lebensraum Rapsfeld am 28.07.2010 (Meld.\/Beob.: Hubertus Illner, Quelle: www.abu-naturschutz.de)"},"content":{"rendered":"

Hermann Kn\u00fcwer berichtete \u00fcber tausende Mauersegler \u00fcber nicht abgeernteten Rapsfeldern bei Billmerich. Er machte dazu folgende Anmerkung \u201eWarum \u00fcber Rapsfeldern das Insektenvorkommen besonders gut zu sein scheint, ist mir v\u00f6llig unklar, gelten Rapsfl\u00e4chen doch eher als artenarm.\u201c Vielleicht k\u00f6nnen meine Beobachtungen zur Erkl\u00e4rung des Ph\u00f6nomens beitragen.
\nVereinzelte gro\u00dfe sommerliche Ansammlungen von Mauerseglern \u00fcber nicht abgeernteten Rapsfeldern kann ich best\u00e4tigen. An einem warmen Sommertag in den 1990er Jahren sah ich riesige Schw\u00e4rme von zusammen grob gesch\u00e4tzt mehreren 10.000 Mauerseglern auf der n\u00f6rdlichen Haarabdachung bei Erwitte-Anr\u00f6chte. Sie jagten \u00fcberwiegend 2 bis 50 m hoch \u00fcber den in Abreife befindlichen Rapsfeldern. Es waren \u00fcber den Rapsfeldern vor allem massenhaft fliegende Blattl\u00e4use zu beobachten. Es hatten sich wohl in Anpassung an die verwelkenden Rapspflanzen, denen bald kein Pflanzensaft mehr abzusaugen war, vermehrt flugf\u00e4hige Formen der Blattl\u00e4use gebildet. Inwieweit auch andere Insekten- und Spinnenarten als Nahrung der Mauersegler dienten, habe ich nicht n\u00e4her untersucht. Allerdings zeigen meine umfangreichen Feldvogelkartierungen insbesondere im Biotopverbundprojekt R\u00fcthener Haar von 1991 bis 2000, dass auch andere Vogelarten regelm\u00e4\u00dfig in der Brutzeit Rapsbest\u00e4nde nach Insekten absuchen.
\nHervorzuheben sind hier vor allem Haussperlinge, die von den Haard\u00f6rfern aus gezielt mehrere Hundert Meter entfernte Rapsfelder nach der Bl\u00fcte anfliegen und von dort mit Schn\u00e4beln voller Insekten zu den Brutpl\u00e4tzen im Dorf zur\u00fcckfliegen. Oder es fliegen kleinere Verb\u00e4nde von 5 bis 25 alten und jungen Haussperlingen in Rapsfelder zur Nahrungssuche. Im gewissen Umfang konnte ich dies auch bei Feldsperlingen beobachten, die allerdings in diesem Projektgebiet auch seltenere Brutv\u00f6gel waren. So weit erkennbar, wurden die Insekten an den Pflanzen abgesammelt (z.B. Schnaken), deren Stengel und Schoten ab einem gewissen Reifestadium auch gute Sitzstrukturen f\u00fcr die Sperlinge bieten.
\nH\u00e4ufig konnte ich auch Dorngrasm\u00fccken und Schafstelzen bei der Nahrungssuche in Rapsbest\u00e4nden beobachten, auch schon zur Zeit der Rapsbl\u00fcte; vereinzelt br\u00fcteten Dorngrasm\u00fccken auch im Raps. Viele Gesangsnachweise auch schon in der Bl\u00fchphase gelangen mir allj\u00e4hrlich von Heckenbraunellen in Rapsbest\u00e4nden auch weitab von Geh\u00f6lzen. Inwieweit es sich dabei tats\u00e4chlich um Bruten im Raps handelte, konnte ich nicht herausfinden. \u00c4hnliches gilt auch f\u00fcr die Nachweise von fr\u00fcher relativ h\u00e4ufig im Raps singenden und Nahrung suchenden Rohr- und Grauammern, die allerdings inzwischen weitgehend aus der Hellwegb\u00f6rde und vom Haarstrang verschwunden sind. Im Jahr 1996 mit einer Massenvermehrung der Gammaeule (die meisten Rapspflanzen waren mit ihren gr\u00fcnen Raupen \u00fcbers\u00e4t) kam es s\u00fcdlich von Menzel zur lokalen Bestandssteigerung auf 4-5 Brutpaare der Rohrammer; die F\u00fctterung von Jungv\u00f6geln im Raps sah ich mehrfach. Susanne Kl\u00e4hr stellte in jenem Jahr in der Nestlingsnahrung von Grauammern in der Hellwegb\u00f6rde h\u00e4ufig Raupen der Gammaeule fest.
\nAuch Sumpfrohrs\u00e4nger suchen h\u00e4ufig Insektennahrung im Raps und singen dort auch h\u00e4ufig, allerdings meist am Rand in Anbindung an Linearstrukturen mit Hochstauden (vor allem Brennessel). Nur sehr selten konnte ich singende Sumpfrohrs\u00e4nger im Raps weitab von Hochstauden beobachten und noch seltener Nestbau im Raps. In diesen F\u00e4llen handelte es sich um stark vor allem mit Kamille verkrautete Rapsbest\u00e4nde.
\nAb Juli lassen sich auch h\u00e4ufig gro\u00dfe Schw\u00e4rme von \u00fcber 1000 Staren im Raps beobachten, die meist am Boden nach Nahrung suchen. Vereinzelt habe ich auch gesehen, dass Starenschw\u00e4rme auf niedergedr\u00fcckten, abreifenden Rapspflanzen wie auf einem Teppich laufen und nach (Insekten?-) Nahrung suchen. Letzteres machen Drosseln so gut wie gar nicht, sie suchen weit \u00fcberwiegend am Boden unter dem sch\u00fctzenden Rapspflanzendach nach Nahrung, vermutlich vor allem Regenw\u00fcrmer und Schnecken, die im Raps f\u00fcr LAndwirte zur Plage werden k\u00f6nnen. Die meisten Brutvorkommen von Wacholderdrosseln auf der R\u00fcthener Haar lagen nah an Rapsschl\u00e4gen. Auch Amseln und Singdrosseln fliegen zum Teil mehrere Hundert entfernte Rapsschl\u00e4ge zur Nahrungssuche an und kommen mit vollen Schn\u00e4beln zu ihren Bruten in den Hecken und Feldgeh\u00f6lzen zur\u00fcck. Sie sind dabei sehr heimlich, vor allem die Singdrossel.
\nMeine Beobachtungen sprechen also f\u00fcr ein reiches Insektenleben in den Rapsbest\u00e4nden auch nach dem Verbl\u00fchen, was auch daran liegen mag, dass Insektizidanwendungen im Raps schon fr\u00fch, vor der Bl\u00fcte, aufh\u00f6ren, weil die best\u00e4ubenden Honigbienen nicht gesch\u00e4digt werden sollen. Nur im Jahr 1996 mit einer Massenvermehrung der Gammaeule spritzten einige Landwirte auf der R\u00fcthener Haar Insektizide noch in die abreifenden Rapsbest\u00e4nde und fuhren dabei sehr breite Fahrspuren in die verhakten Best\u00e4nde. Bl\u00fchender Raps zieht viele Insekten an, nicht nur Honigbienen. Ein weiterer Vorteil mag auch die sich ausbildende astartige Struktur der abreifenden Best\u00e4nde sein, die auch nicht so gewandten Insektenj\u00e4gern wie den Sperlingen den Zugang zu phytophagen Insekten und aus dem Boden geschl\u00fcpften Zweifl\u00fcglern erleichtern. Insektenforscher k\u00f6nnen sicherlich noch mehr zu dem Thema sagen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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