{"id":6499,"date":"2010-02-19T10:21:59","date_gmt":"2010-02-19T09:21:59","guid":{"rendered":"http:\/\/www.oagkreisunna.de\/?p=6499"},"modified":"2010-02-19T10:21:59","modified_gmt":"2010-02-19T09:21:59","slug":"gottingen-die-vogel-und-die-kleine-grosstadt","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/2010\/02\/19\/6499\/","title":{"rendered":"G\u00f6ttingen: Die V\u00f6gel und die kleine Gro\u00dfstadt"},"content":{"rendered":"

Auf der hier schon mehrfach erw\u00e4hnten Internetseite der G\u00f6ttinger Ornithologen<\/a> ist seit dem 16. Februar 2010 die schon f\u00fcr sich lesenswerte Ank\u00fcndigung zu der aktuellen Ver\u00f6ffentlichung \u00fcber die Vogelwelt G\u00f6ttingens erschienen – hier im Zitat:<\/p>\n

\u201eG\u00f6ttingens gefiederte Mitb\u00fcrger. Streifz\u00fcge durch die Vogelwelt einer kleinen Gro\u00dfstadt\u201c<\/em><\/p>\n

Unter diesem sympathisch verschnarchten Titel ist, nach einer elefant\u00f6sen Tragzeit von 22 Monaten, ein kleines Buch ans Licht der \u00d6ffentlichkeit gelangt. Sein Inhalt ist jedoch nur bedingt f\u00fcr die Kaffeetafel geeignet. Vielmehr wird hier der Versuch unternommen, dem interessierten Normalb\u00fcrger Einblicke in \u00f6kologische Prozesse und in die Auswirkungen menschlicher Umgestaltungen zu verschaffen, deren Bedeutung f\u00fcr Vogelpopulationen gar nicht hoch genug angesetzt werden kann. M\u00f6glicherweise k\u00f6nnte sogar der eine oder andere Vogelkundler von der Lekt\u00fcre profitieren\u2026 Das mit \u00fcber 150 Fotos, Tabellen und Karten reich bebilderte Werk konzentriert sich in seinem Hauptteil auf die Brutv\u00f6gel des 116 km\u00b2 gro\u00dfen G\u00f6ttinger Stadtgebiets und deren arttypische Lebensr\u00e4ume. Auf der Basis von Kartierungen und anderen Datenerhebungen werden konkrete Angaben zum Bestand und zur langj\u00e4hrigen Populationsdynamik von Vogelarten geliefert. Weil das Untersuchungsgebiet zu etwa je einem Drittel aus dem Siedlungsbereich, W\u00e4ldern und Agrarfl\u00e4chen besteht, f\u00e4llt das Spektrum mit 101 behandelten Arten entsprechend vielf\u00e4ltig aus und beschr\u00e4nkt sich nicht auf Stadtv\u00f6gel im engeren Sinn.<\/em><\/p>\n

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Der – trotz der vieldiskutierten Klimaerw\u00e4rmung (!) – anhaltende R\u00fcckgang sogenannter Lichtwaldarten, besonders der Bodenbr\u00fcter unter ihnen, wird in einen erhellenden Bezug zu Eutrophierungsprozessen, aber auch zur ver\u00e4nderten Waldbewirtschaftung hin zum Dunkelwald gestellt. Die Bilanz der Agrarbrutv\u00f6gel f\u00e4llt, wie in ganz Mitteleuropa, auch in G\u00f6ttingen d\u00fcster aus. Anpassungsf\u00e4hige Waldvogelarten befinden sich dagegen im Aufwind, sowohl in ihrem Prim\u00e4rhabitat als auch im Siedlungsbereich, der in Teilen wald\u00e4hnlicher geworden ist. Auf der Gewinnerseite bewegen sich, cum grano salis, auch einige Charakterarten der Flie\u00df- und Stillgew\u00e4sser.
\nNeben der Bestandsentwicklung heimischer Brutv\u00f6gel wird auch die Geschichte der lokalen Avifaunistik, das Verh\u00e4ltnis von Mensch und Vogel in der Stadt, der Dauerbrenner \u201eV\u00f6gel f\u00fcttern – warum eigentlich nicht?\u201c und der Umgang mit vermeintlich hilflosen (Jung-)V\u00f6geln behandelt. Natur- und Landschaftsschutz in G\u00f6ttingen und Vogelschutz im Siedlungsbereich sind weitere Themenfelder. Die von missg\u00fcnstigen Zeitgenossen als \u201esch\u00e4dlich\u201c stigmatisierten Stra\u00dfentauben, Elstern, Rabenkr\u00e4hen und Kormorane werden, wie es sich geh\u00f6rt, gegen hartn\u00e4ckige Anfeindungen in Schutz genommen.
\nDamit die Leserschaft die V\u00f6gel, um die es geht, auch zu Gesicht bekommen kann, werden attraktive Beobachtungsgebiete vorgestellt, die sich bequem zu Fu\u00df oder mit dem Fahrrad erreichen lassen. In diesem Kapitel kommen auch die Gastv\u00f6gel zu ihrem Recht.
\nKurzum: Das Buch ist weder eine gleicherma\u00dfen dickleibige wie staubtrockene Avifauna, in der verst\u00e4dterte Vogelarten traditionell zu kurz kommen, noch ein ausschlie\u00dflich praxisorientierter Ratgeber f\u00fcr vogelfreundliche Gartenbesitzer, von denen es schon mehr als genug gibt. Ob der Versuch gelungen ist, ein facettenreiches Bild der G\u00f6ttinger Vogelwelt in kompakter und lesbarer Form zu zeichnen, mag die Leserschaft entscheiden. Aus Sicht des Verfassers kommt nat\u00fcrlich keiner, der sich mit den gefiederten Nachbarn in der s\u00fcdnieders\u00e4chsischen Metropole vertraut machen m\u00f6chte, an dem Buch vorbei\u2026<\/em><\/p>\n

P.S. \u2026 und nat\u00fcrlich ist auch diese Neuerscheinung bereits veraltet: Die Brutkolonie des Haussperlings an der Walkem\u00fchle, die das Vorsatzblatt ziert, ist im Herbst 2009 der Umwandlung des Geb\u00e4udes in eine Wellness-Oase (f\u00fcr Menschen) zum Opfer gefallen. Der Rauhfu\u00dfbussard vom 13.2.2010 in der Feldmark Geismar-S\u00fcd fehlt selbstredend auf der im Buch enthaltenen Liste von \u2013 vor seinem Auftauchen \u2013 223 Vogelarten, die bislang im G\u00f6ttinger Stadtgebiet beobachtet wurden. Dem lokal seltenen Wintergast d\u00fcrfte das aber ziemlich schnuppe sein, er hat momentan ganz andere Probleme. hd<\/em><\/p>\n

Hans-Heinrich D\u00f6rrie (2009): G\u00f6ttingens gefiederte Mitb\u00fcrger. 181 S. ISBN 978-3-924781-58-3. Verlag G\u00f6ttinger Tageblatt. Preis: 14,80 \u20ac. Bezug ab Samstag, 20. Februar (bei Tauwetter!) \u00fcber: G\u00f6ttinger Buchhandlungen, die Gesch\u00e4ftsstelle des G\u00f6ttinger Tageblatts, J\u00fcdenstra\u00dfe 13c, 37073 G\u00f6ttingen, den Verlag G\u00f6ttinger Tageblatt, Dransfelder Str. 1, 37079 G\u00f6ttingen oder im Internet beim E-Shop<\/a>. <\/em><\/p>\n

So packend kann vielleicht auch die Vogelwelt der gro\u00dfen Kleinst\u00e4dte im Kreis Unna Unna mal beschrieben werden?
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