{"id":2412,"date":"2009-02-20T17:22:43","date_gmt":"2009-02-20T16:22:43","guid":{"rendered":"http:\/\/www.oagkreisunna.de\/?p=2412"},"modified":"2009-02-20T17:22:43","modified_gmt":"2009-02-20T16:22:43","slug":"deutschlandkreis-unna-pressemitteilung-schmetterlingsmonitoring-2008-mitt-ralf-joest","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/2009\/02\/20\/2412\/","title":{"rendered":"Deutschland\/Kreis Unna: Pressemitteilung Schmetterlingsmonitoring 2008 (Mitt.: Ralf Joest)"},"content":{"rendered":"

Nachfolgend eine Pressemitteilung aus dem Monitoring des Umweltforschungszentrums Halle aus 2008, die im letzten Jahr offenbar nicht weit verbreitet wurde. Vielleicht ist sie f\u00fcr die Teilnehmer des Forums ja nochmal interessant, zumal die Faltersaison bald wieder losgeht. Frau K\u00fchn, die das Monitoring koordiniert , erw\u00e4hnte auch, das in S\u00fcddeutschland die Maisbeize, die das Bienensterben ausgel\u00f6st hat, eine Rolle gespielt hat:<\/p>\n

„Ein Fr\u00fchjahr ohne Schmetterlinge Welche Erkl\u00e4rungen liefert das Tagfalter-Monitoring?<\/p>\n

Beim Helmholtz-Zentrum f\u00fcr Umweltforschung – UFZ, das seit 2005 die bundesweite Z\u00e4hlung von Schmetterlingen koordiniert, gingen in den letzten Wochen Alarm-Meldungen aus allen Landesteilen ein: Es fliegen viel weniger Schmetterlinge als in anderen Jahren. Die 500 Freiwilligen im Tagfalter-Monitoring z\u00e4hlten auf ihren festgelegten Strecken im Durchschnitt nur halb so viele Individuen wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Admiral und der Kleine Perlmutterfalter waren 2007 bis Anfang Juni zehnmal h\u00e4ufiger beobachtet worden als in diesem Jahr.\u00a0 Josef Settele, Biodiversit\u00e4tsforscher am UFZ, wei\u00df, dass starke Populationsschwankungen bei Insekten nicht ungew\u00f6hnlich sind. Sie gehen in der Regel auf nat\u00fcrliche Ursachen wie ung\u00fcnstige Witterung oder Parasitenbefall zur\u00fcck. Bei solchen Schmetterlingen, die mehrere Generationen pro Jahr hervorbringen, kann man beobachten, dass sp\u00e4tere Generationen um so individuenreicher sind, wenn z.B. die erste Generation merklich dezimiert war. Bei Arten, die nur einen Entwicklungszyklus im Jahr durchlaufen, kann es hingegen mehrere Jahre dauern, bis sie sich von einem Einbruch der Best\u00e4nde erholen. \u201eIn der Vergangenheit\u201c,\u00a0 so Elisabeth K\u00fchn, Koordinatorin des Tagfalter-Monitoring, \u201erichtete sich das Hauptaugenmerk auf die bereits gef\u00e4hrdeten Arten.\u201c Sie sind durch den fortschreitenden Lebensraumverlust \u2013 bedingt vor allem durch industrielle Land- und Forstwirtschaft, Fl\u00e4chenzerschneidung und -zersiedlung \u2013 permanent auf dem R\u00fcckzug. Wenn dann noch extreme Witterungsbedingungen hinzukommen, kann das das Aus f\u00fcr viele Populationen bedeuten. Genauso wichtig aber ist es, auch die vermeintlich h\u00e4ufigen Arten systematisch zu erfassen, wie es nun im Rahmen des Tagfalter-Monitoring geschieht. \u201eWirklich besorgniserregend ist, dass von der derzeitigen Falterarmut so viele Arten betroffen sind, darunter auch die bisher h\u00e4ufigen\u201c, sagt die Koordinatorin des Langzeitprojektes.\u00a0 Eine Nachfrage bei Fachleuten, die das Dauerbeobachtungsprogramm des UFZ unterst\u00fctzen, best\u00e4tigt die Beobachtungen im Gro\u00dfen und Ganzen, wenngleich auch starke regionale Unterschiede zu Tage treten. Aus Schleswig-Holstein wird ein massiver R\u00fcckgang des Admirals, der Wei\u00dflinge und weiterer h\u00e4ufiger Arten gemeldet, w\u00e4hrend das Waldbrettspiel und der Aurorafalter stark vertreten sind. Im Saarland wurden Aurorafalter und Wei\u00dflinge h\u00e4ufig gesichtet, w\u00e4hrend alle weiteren Arten bisher auff\u00e4llig selten waren. Aus Baden-W\u00fcrttemberg hei\u00dft es: kaum Admirale und Distelfalter, wenige Kleine Kohlwei\u00dflinge, Kleine Feuerfalter und Hauhechelbl\u00e4ulinge der ersten Generation. In Hessen ist bisher von einem ausgesprochen schwachen Schmetterlingsjahr die Rede, sowohl in Bezug auf die Individuen- als auch die Artenzahlen. In Brandenburg fliegen kaum Kleine F\u00fcchse und fast keine Wei\u00dflinge \u2013 andererseits war der Trauermantel im Fr\u00fchjahr sehr verbreitet. Auch in Sachsen fiel die geringe Zahl der Wei\u00dflinge und Landk\u00e4rtchen auf, w\u00e4hrend der Aurorafalter in normaler H\u00e4ufigkeit auftrat. Woran liegt es, dass eine ganze Reihe h\u00e4ufiger Falterarten in diesem Jahr bisher so selten sind, w\u00e4hrend wenige andere Arten normal oder sogar \u00fcberdurchschnittlich h\u00e4ufig auftreten? Steffen Caspari vom Zentrum f\u00fcr Biodokumentation im Saarland macht eine Kette von schlechten Wetterbedingungen daf\u00fcr verantwortlich: \u201eDie Saison 2007 begann mit einem viel zu hei\u00dfen und trockenen April. Es folgte ein \u201cschottischer\u201c Sommer mit viel Regen und niedrigen Temperaturen. Dann wurde es schon im September erheblich k\u00fchler und blieb kalt bis weit in den April 2008 hinein.\u201c Stark betroffen sind offensichtlich besonders die Arten, die im Puppestadium \u00fcberwintern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit reagieren andere Insektengruppen in \u00e4hnlicher Weise auf den untypischen Witterungsverlauf. In der Folge, so Caspari, beobachten wir weniger Flederm\u00e4use, weil die kein Futter finden und gehen davon aus, dass auch die Vogelwelt betroffen sein wird. Au\u00dferdem ist auch mit Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zu rechnen, da Insekten wichtige Best\u00e4uber sind.\u00a0 In Gro\u00dfbritannien und den Niederlanden werden Schmetterlinge schon seit Jahrzehnten gez\u00e4hlt. Die Erfassungsmethode ist dieselbe wie im Tagfalter-Monitoring in Deutschland.\u00a0\u00a0 Aus beiden L\u00e4ndern gibt es Beispiele daf\u00fcr, dass die Zahl der Falter einer Art binnen eines Jahres drastisch zur\u00fcckging. Meistens erfolgte danach eine Erholung, wenn auch in der Regel nicht mehr bis zum Ausgangsniveau, was dazu f\u00fchrte, dass die langfristigen Trends f\u00fcr die meisten Arten nach unten zeigen. Bei einigen Arten konnte durch das Monitoring aber auch deren Verschwinden dokumentiert werden. Wenn man das Wie und Wo kennt, erleichtert das die Ursachenforschung. Die besondere St\u00e4rke der von Freiwilligen getragenen Dauerbeobachtungsprogramme liegt darin, dass auff\u00e4llige Populationsentwicklungen fr\u00fchzeitig erkannt werden und zwar nicht nur f\u00fcr seltene und gef\u00e4hrdete Arten, sondern auch f\u00fcr die vermeintlichen Allerweltsarten. Mit Spannung verfolgend die Schmetterlingsz\u00e4hler im Land wie auch die Forscher am UFZ, wie die Entwicklung in den n\u00e4chsten Monaten (und Jahren) weitergeht.“<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Nachfolgend eine Pressemitteilung aus dem Monitoring des Umweltforschungszentrums Halle aus 2008, die im letzten Jahr offenbar nicht weit verbreitet wurde. Vielleicht ist sie f\u00fcr die Teilnehmer des Forums ja nochmal interessant, zumal die Faltersaison bald wieder losgeht. Frau K\u00fchn, die das Monitoring koordiniert , erw\u00e4hnte auch, das in S\u00fcddeutschland die Maisbeize, die das Bienensterben ausgel\u00f6st […]<\/p>\n","protected":false},"author":3,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[1],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2412"}],"collection":[{"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/3"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2412"}],"version-history":[{"count":2,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2412\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":2414,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2412\/revisions\/2414"}],"wp:attachment":[{"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2412"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2412"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"http:\/\/archiv.01.oagkreisunna.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2412"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}