Projekte der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft

Kartierung von Elster und Rabenkrähe 2002:
Kartieranleitungen und Auswertungen

Einleitung
Kartierungsmethode Elster
Kartierungsmethode Rabenkrähe
Kartierungsbögen Elster und Rabenkrähe

Viertelquadrantenübersicht TK 25 Kreis Unna
Download der Kartierungsunterlagen als PDF-Datei (ohne Viertelquadranten)
Auswertung der Kartierungsergebnisse zur Elster
Download der Kartierungsergebnisse als PDF-Datei
Download Elsternflugblatt der OAG Kreis Unna

 
Einleitung: Kartierung von Elster und Rabenkrähe im Jahr 2002

Am 28.11.2001 hat die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft auf ihrem vierteljährlichen Treffen als Arbeitsprogramm für das Jahr 2002 die Kartierung von Elster und Rabenkrähe im Kreis Unna einvernehmlich beschlossen. Insbesondere vor dem Hintergrund der wiederaufflammenden Diskussion um Raben- und „Schadvögel", des flächendeckenden Vorkommens der beiden Arten im Kreisgebiet und der relativ guten Erfassbarkeit sprachen sich die versammelten 18 TeilnehmerInnen des Treffens zum Ende der Diskussion einmütig für eine Kartierung von Elster und Rabenkrähe aus.
Als Vorgehensweise werden hier im Folgenden Untersuchungsgrundsätze und -methoden vorgeschlagen:

  • Konzentration der Kartierung in Anbetracht der möglichen MitarbeiterInnen zunächst auf die drei Messtischblätter (4311, 4412, 4511), die vollständig oder fast vollständig im Bereich der Kreisgrenzen liegen. Damit sind zwar „nur" ca. 45 % aller bei der Brutvogelkartierung kartierten Viertelquadranten abgedeckt, jedoch ca. 70 % der Kreisfläche! Zudem ermöglicht diese Wahl der Messtischblätter einen Überblick über alle Großlandschaften und Hauptlebensräume im Kreisgebiet.
  • Finden sich darüber hinaus noch weitere KartiererInnen stehen alle weiteren Messtischblätter zur Kartierung offen.
  • Die Kartierung erfolgt schon aus „Gewohnheitsgründen" und der leichteren Organisation wieder auf den schon aus der Brutvogelkartierung bekannten Viertelquadranten der Topographischen Karte 1 : 25.000 („Messtischblattsechzehntel").
  • Kartiert wird nur im Jahr 2002 (alles weitere ist Zukunftsmusik).
  • Ziel der Kartierung ist die möglichst genaue (räumliche) Beschreibung des Brutbestandes von Elster und Rabenkrähe in dem jeweiligen bearbeiteten Viertelquadranten. Im Gegensatz zur Brutvogelkartierung wird diesmal nicht mit Schätzwerten gearbeitet sondern gezählt. Damit eine Auswertung mit Aussagen zur unterschiedlichen Raumnutzung (Verteilung auf unterschiedliche Lebensräume, Kreisbereiche usw.) der beiden Arten möglich wird, ist eine genauere Kennzeichnung der Neststandorte auf Karten unbedingt notwendig.
  • Als weitere - freiwillige, aber nützliche und nicht sehr aufwändig zu erfassende - Angabe wird um die Benennung des Neststandortes (Baumart - hier genügt eine grobe Ansprache, genaue botanische Kenntnisse sind nicht erforderlich - bzw. Mast- oder möglicherweise Gebäudebrut) und der grob geschätzten Nesthöhe über Grund gebeten. Diese Angaben sind nur dann sinnvoll zu verwenden, wenn sie für einen kompletten Viertelquadranten erhoben werden, Teilbereiche oder Einzelbäume können nicht systematisch ausgewertet werden (also alle Bäume angeben oder keinen!). Die Erfassung weiterer Lebensraummerkmale erscheint derzeit nicht notwendig.
  • Verbindlicher Abgabetermin der Kartierungsunterlagen ist der 12. Juli 2002 (damit sich niemand bis in die (Schul-)Sommerferien hinein quält).
  • Für Elster und Rabenkrähe sind im Anhang zwei getrennte Karten- und Methodenblätter beigefügt.
 
Kartierung der Elster (Pica pica)

Während der Brutvogelkartierung im Kreis Unna 1997 - 1999 hat die Elster alle Viertelquadranten im Kreis besiedelt. Ihre Dichte wurde mit minimal 1 Brutpaar/VQ (Waldbereiche des Cappenberger Waldes) bis maximal 92 Brutpaare/VQ in Lünen (S. Feuerbaum, der 1997 die Elster genau erfasst hat) angegeben. Heute ist die Elster als Brutvogel überwiegend verstädtert und nistet in Grünanlagen, in den Randbereichen der Städte bzw. Dörfer in hoher Siedlungsdichte. Größere Flächen der Außenbereiche werden von ihr inzwischen gemieden.
Grundlage der Kartierung ist die Suche der relativ auffallenden Nester der Art vor der Belaubung der Bäume. Das Untersuchungsgebiet ist dazu flächendeckend abzusuchen. Probleme können Neststandorte in immergrünen Nadelbäumen bereiten. Auch auf Nester in Strommasten oder den Fahrdraht-Oberleitungsmasten der Deutschen Bahn AG ist zu achten, sehr selten sollen Gebäudebruten vorkommen.
Alle Nester sind in die Kartenkopie einzutragen und etwa ab Mitte April (bis in den Juni) auf ihre Besetzung durch ein Brutpaar zu kontrollieren (C-/D-Nachweise). Einzelne Brutpaare können mehrere, meist nahe beieinander gelegene Nester bauen bzw. unterhalten (Spielnester). Hier ist die korrekte Zuordnung des tatsächlichen Brutnestes erschwert, unter Umständen kann eine Brut nur für die Nestgruppe angegeben werden (C-Nachweis). Umsiedlungen und Nachgelege kommen bis in die fortgeschrittene Brutzeit im Mai vor. Hinweise auf mögliche bzw. sichere Bruten geben zur Brutzeit Nistmaterial eintragende Vögel, Beobachtungen an- und abfliegender Tiere, im Nest sitzende Vögel und natürlich Eier, nicht flügge Junge usw. Die sonst sehr auffälligen Elstern können sich am Nest ausgesprochen heimlich und still verhalten. Häufiger sitzt allerdings ein Partner (exponiert) in Nestnähe und wacht. Oftmals können nur C-Nachweise erbracht werden.

Zum Kartierungsbogen und zur Kartenkopie des bearbeiteten Viertelquadranten:

Bitte füllen Sie zunächst kurz die wenigen Kopfdaten des Kartierungsbogens aus. Die TK-25-Nummer und den Viertelquadranten (VQ) können Sie Ihrer beiliegenden Kartenkopie entnehmen. Insbesondere KartierInnen mit einer seit der Brutvogelkartierung im Kreis Unna veränderten Anschrift oder Telefonnummer und neue KartiererInnen werden um die Angabe Ihrer Adresse gebeten. Falls Sie eine eMail-Adresse besitzen, geben Sie diese bitte mit an, Rückfragen erleichtern sich dadurch sehr.
Alle Nester, die Sie bei Ihrer Nestersuche - vor allem vor der eigentlichen Brutzeit - der Elster zuordnen, tragen Sie bitte mit einer laufenden Nummer möglichst lagegenau in die Kartenkopie (Sie können diese Karte selbstverständlich auch mittels Kopierer vergrößern) und mit gleicher Nummer in den Kartierungsbogen ein. Im Kartierungsbogen wird die Baumart (grobe Ansprache reicht aus!) oder der Hinweis auf eine Mast- bzw. Gebäudebrut im Feld Neststandort eingetragen, die Nesthöhe über Grund wird grob in Metern abgeschätzt. Im Feld Nesttyp ist festzuhalten, ob es sich bei dem erfassten Nest um ein einzeln stehendes Nest handelt oder ob das Nest zu einer Gruppe von Nestern gehört, die vermutlich von einem Revierpaar gebaut worden ist. Im letzteren Fall sind auch alle anderen (intakten) Nester der Gruppe jeweils als neue laufende Nummer zu erfassen.
Im Feld Kontrollen sind das Datum/die Daten der Kontrollen des Nestes in der Brutzeit anzugeben. Wichtig: Jedes Nest muss - nach der Kontrolle zur Brutzeit - abschließend im Feld Brutstatus eindeutig mit der Angabe D (sichere Brut), C (wahrscheinliche Brut) oder A (Nest ohne Belegung/Brut) gekennzeichnet werden.
Die Erhebungsbögen von Elster und Rabenkrähe unterscheiden sich - abgesehen von der Überschrift - durch ein der laufenden Nummer vorangestelltes „E" bzw. „R". Bitte versuchen Sie, jeweils auf dem richtigen Kartierungsbogen getrennt zu kartieren. Bemerkungen (z. B. Bruten von Greifvögeln - z. B. des Baumfalken - in zuvor kartierten Nestern, Fehleintragungen) tragen Sie bitte unter Angabe der laufenden Nummer auf der Rückseite der Bögen ein. Kartenkopie und Kartierungsbogen - oder eine Kopie beider Unterlagen - senden Sie bitte bis spätestens zum 12. Juli 2002 der OAG zurück.
 
Kartierung der Rabenkrähe (Corvus corone corone)

Wie auch die Elster ist die Rabenkrähe während der Brutvogelkartierung im Kreis Unna 1997 - 1999 für alle Viertelquadranten als Brutvogel angegeben worden. Durchschnittlich ist die Art mit 8 - 20 Brutpaaren/VQ eingestuft worden, jedoch wurden auch höhere Dichten kartiert. Die Art brütet vor allem in Feldgehölzen, an Waldrändern und in Baumreihen der halboffenen bis offenen Landschaft, geschlossene Waldflächen und die Stadtzentren werden von ihr offenbar fast nicht besiedelt.
Ebenso wie bei der Elster ist die Suche der Nester der Art vor der Belaubung der Bäume die Grundlage der Kartierung. Das Untersuchungsgebiet ist dazu flächendeckend abzusuchen. Probleme können Neststandorte in Nadelwäldchen (Fichten) bereiten. In den offeneren, baumärmeren Gebieten ist insbesondere auf Nester in den Traversen der Strommasten zu achten.
Alle Nester sind in die Kartenkopie einzutragen und etwa ab Mitte April (bis in den Juni) auf ihre Besetzung durch ein Brutpaar zu kontrollieren (C-/D-Nachweise). Da die Art in der Regel jedes Jahr ein neues Nest baut (Ausnahmen!) können mehrere, nahe beieinander gelegene Nester die korrekte Zuordnung des tatsächlichen Brutnestes erschweren. Umsiedlungen und Nachgelege kommen bis in die fortgeschrittene Brutzeit vor. Hinweise auf mögliche bzw. sichere Bruten geben zur Brutzeit Nistmaterial eintragende Vögel, Beobachtungen an- und abfliegender Tiere, im Nest sitzende Vögel und natürlich Eier, nicht flügge Junge usw.
Rufende Tiere sind zur Brutzeit meist Revierinhaber. Diese verteidigen ihr Revier gegen die zahlreichen nicht brütenden Trupps (diese Nichtbrüter sind nicht zu kartieren) mehr oder weniger heftig. Auch Rabenkrähen können in Nestnähe sehr heimlich sein. Die meist relativ hohe Anlage des Nestes erschwert zudem nach der Belaubung der Bäume die Kontrolle.

Zum Kartierungsbogen und zur Kartenkopie des bearbeiteten Viertelquadranten:

Bitte füllen Sie zunächst kurz die wenigen Kopfdaten des Kartierungsbogens aus. Die TK-25-Nummer und den Viertelquadranten (VQ) können Sie Ihrer beiliegenden Kartenkopie entnehmen. Insbesondere KartierInnen mit einer seit der Brutvogelkartierung im Kreis Unna veränderten Anschrift oder Telefonnummer und neue KartiererInnen werden um die Angabe Ihrer Adresse gebeten. Falls Sie eine eMail-Adresse besitzen, geben Sie diese bitte mit an, Rückfragen erleichtern sich dadurch sehr.
Alle Nester, die Sie bei Ihrer Nestersuche - vor allem vor der eigentlichen Brutzeit - der Rabenkrähe zuordnen, tragen Sie bitte mit einer laufenden Nummer möglichst lagegenau in die Kartenkopie (Sie können diese Karte selbstverständlich auch mittels Kopierer vergrößern) und mit gleicher Nummer in den Kartierungsbogen ein. Im Kartierungsbogen wird die Baumart (grobe Ansprache reicht aus!) oder der Hinweis auf eine Mastbrut im Feld Neststandort eingetragen, die Nesthöhe über Grund wird grob in Metern abgeschätzt. Im Feld Nesttyp ist festzuhalten, ob es sich bei dem erfassten Nest um ein einzeln stehendes Nest handelt oder ob das Nest zu einer Gruppe von Nestern gehört, die vermutlich von einem Revierpaar gebaut worden ist. Im letzteren Fall sind auch alle anderen (intakten) Nester der Gruppe jeweils als neue laufende Nummer zu erfassen.
Im Feld Kontrollen sind das Datum/die Daten der Kontrollen des Nestes in der Brutzeit anzugeben. Wichtig: Jedes Nest muss - nach der Kontrolle zur Brutzeit - abschließend im Feld Brutstatus eindeutig mit der Angabe D (sichere Brut), C (wahrscheinliche Brut) oder A (Nest ohne Belegung/Brut) gekennzeichnet werden.
Die Erhebungsbögen von Elster und Rabenkrähe unterscheiden sich - abgesehen von der Überschrift - durch ein der laufenden Nummer vorangestelltes „E" bzw. „R". Bitte versuchen Sie, jeweils auf dem richtigen Kartierungsbogen getrennt zu kartieren. Bemerkungen (z. B. Bruten von Greifvögeln - z. B. des Baumfalken - in zuvor kartierten Nestern, Fehleintragungen) tragen Sie bitte unter Angabe der laufenden Nummer auf der Rückseite der Bögen ein.
Kartenkopie und Kartierungsbogen - oder eine Kopie beider Unterlagen - senden Sie bitte bis spätestens zum 12. Juli 2002 der OAG zurück.

 
Kartierungsergebnisse der Elsternkartierung im Kreis Unna 2002 (Pica pica)

Die Ergebnisse der Elsternkartierung 2002 stehen im Downlaodbereich der OAG zum Herunterladen bereit. Hier ein Auszug aus den Ergebnissen (ohne Ergebnistabellen):

Elsternkartierung 2002 der OAG Kreis Unna1.07.2003

Im Jahr 2002 wurden von den Mitarbeitern der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Unna auf einer Teilfläche des Kreisgebietes Elstern- und Rabenkrähennester bzw. Brutpaare nach einem einheitlichen Verfahren kartiert. Insgesamt wurden 35 Viertelquadranten der Topographischen Karte 1:25.000 (TK 25) kartiert, davon 28 Viertelquadranten flächendeckend. Das entspricht einer Fläche von 281,8 qkm bzw. 225,5 qkm - also etwa 50 % der Kreisfläche. Die Auswahl der Flächen wurde nicht durch eine Zufallsstichprobe ermittelt. Ausgewählt wurden vielmehr die drei TK 25, die nahezu vollständig im Kreis Unna liegen: 4311 Lünen, 4412 Unna und 4511 Schwerte. Zusätzlich wurde eine Untersuchung aus dem Jahr 1997 im Blatt 4411 Kamen wiederholt (Kartierung S. Feuerbaum). Entgegen dem ursprünglichen Vorhaben konnten die TK 25 aus Mangel an Mitarbeitern nicht flächendeckend kartiert werden. Dadurch wurde die Auswahl noch einmal auf ausgewählte Bezirke begrenzt: Anteilsmäßig sind vor allem die Stadtzentren (Werne, Lünen, Schwerte) zulasten des Außenbereiches deutlich überkartiert worden. Vergleichend sind im Folgenden jeweils Ergebnisse aus der für den Raum Unna als Referenzuntersuchung bestens geeigneten Examensarbeit von O. Kühnapfel (KÜHNAPFEL 1994) wiedergegeben.

Die 44 Mitarbeiter der Kartierung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Dieter Ackermann, Friedrich Angerstein, Reinald Badalewski, Heinz Bloch, Arno Bock, Margret Bock, Jens Brune, Manfred Buchgeister, Malte Busch, Dieter Delisch, Wolfgang Denz, Irmgard Devrient, Siegfried Feuerbaum, Heribert Grawe, Gisbert Herber-Busch, Hans-Peter Johann, Klaus Klinger, Burkhard Klinkhammer, Gerhard Kochs, Siegfried Kolbe, Benno Kriegs, Michael Krökel, Karl-Heinz Kühnapfel, Heinz Kühnemund, Helga Luther, Alexander Mack, Lisa Mignoleit, Dieter Neuhaus, Claudia Olszak, Heinz-Joachim Pflaume, Wolfgang Pitzer, Falko Prünte, Werner Prünte, Gerhard Sauer, Christa Schickert, Jörg Schlusen, Manfred Scholz, Ralf Seidenstücker, Rolf Solf, Helmut Städtler, Peter Thiene, Markus Träger, Willibald Träger, Reinhard Wohlgemuth

Ergebnisse

Brutstatus

Insgesamt konnten in den 35 bearbeiteten Viertelquadranten 922 Elsternnester ermittelt werden. 386 Nester waren nicht besetzt bzw. aus den Vorjahren, also "alt". 536 Nester konnten in 2002 einem Brutpaar zugeordnet werden (Wahrscheinliche und Sichere Bruten). Die niedrigste Zahl nachgewiesener Nester in einem Viertelquadranten betrug 1, die höchste Anzahl 140. Die Aufteilung der Nester nach Status und TK 25:

In den 28 flächendeckend kartierten Viertelquadranten wurden insgesamt 835 Elsternnester kartiert, das sind 3,7 Nester je qkm oder durchschnittlich 29,8 je Viertelquadrant (Standardabweichung 30,9!, Median 19).

487 Nester
waren wahrscheinlich bzw. sicher bebrütet. Damit ist der Werte von 2,2 Brutpaaren/qkm als die durchschnittliche Dichte der Elstern-Brutpaare in der - nicht zufällig gezogenen - Stichprobe im Kreis Unna anzusehen. Minimal wurden 0, maximal 95 Brutpaare ermittelt. Als Mittelwert der Brutpaare je Viertelquadrant wurden 17,4 BP bei einer Standardabweichung von 20,1 (!) ermittelt, der Median liegt bei 10,5 besetzten Nestern je Viertelquadrant.
Die Dichtewerte der Elsternbrutpaare in den einzelnen Viertelquadranten schwankten dabei sehr stark zwischen 0 und 11,7 BP je Quadratkilometer (Median der Viertelquadranten-Dichte 3,5).

Mit der ermittelten Brutpaardichte von 2,2 BP/qkm liegt das Kreisgebiet deutlich unter den von O. Kühnapfel 1994 in einem Transekt zwischen Dortmund-Innenstadt und Dortmund-Kurl beobachteten Dichten (KÜHNAPFEL 1994): Er ermittelte für das Gesamtgebiet eine Dichte von 10,3 BP/qkm, in Teilabschnitten wurden Dichten von (0) 6 bis hin zu 28 BP/qkm erreicht. Annähernd vergleichbare Brutpaar-Dichten erreichten 2002 im Kreis Unna nur die Viertelquadranten in Lünen-Süd (11,7 BP/qkm) und Schwerte (6,5 BP/qkm). Ein waldreicher Teilabschnitt wies allerdings auch bei Kühnapfel 1994 kein Brutpaar auf.

In 20 der 35 kartierten Viertelquadranten wurde sowohl flächendeckend kartiert als auch der Altbestand an Nestern - soweit möglich - mehr oder weniger vollständig erfasst. Insgesamt wurden dort 666 Nester bzw. 4,1 Nester/qkm kartiert (Mittelwert 33,3, Standardabweichung 34,6, Median 21,5). Der Bestand an alten bzw. nicht belegten Nestern nahm dort knapp die Hälfte aller kartierten Nester ein. In 9 der 20 Viertelquadranten nahm der Bestand der Altnester ziemlich genau 2/3 des Gesamtbestands ein. Dies entspricht den Beobachtungen von O. Kühnapfel in Dortmund (KÜHNAPFEL 1994).


Unterschiede in der Besiedlung der Fläche bzw. der Viertelquadranten

606 (65,7 %) der 922 Elsternnester lagen innerhalb von Wohnsiedlungen und Ortslagen, insgesamt 838 (90,9 %) aller Nester lagen innerhalb oder in einer Reichweite von 250 m zu den nächsten Ortslagen. Von den im Jahr 2002 besetzten 536 Nestern ("Brutpaare") lagen 368 (68,7 %) innerhalb der Wohnsiedlungen und Ortslagen. 496 (92,5 %) der 536 Brutpaare siedelte innerhalb der Ortslagen oder in einer Reichweite von 250 m dazu. 15 der übrigen 40 außerhalb der geschlossenen Bebauung (incl. 250 m Puffer) brütenden Paare liegen an Wegen und Straßen, ein weiterer großer Teil im Bereich eines frei stehenden Gehöftes oder Einzelhauses im Außenbereich. Von 536 Brutpaaren brüteten also deutlich weniger als 40 Paare in der freien Landschaft, alle anderen Bruten fanden im oder am Siedlungsbereich statt. Olaf Kühnapfel hat - unter Berücksichtigung seiner Beobachtungen zum Nahrungsverhalten der Elster - diese Beziehung treffend so ausgedrückt: " Große Elsternvorkommen sind immer ein Indiz auf einen vom Menschen stark überformten und beeinflussten Raum, der in seiner unnatürlichen Aufteilung den Habitatansprüchen der Elster entgegenkommt." Diese Aussage wird durch die OAG-Kartierung in 2002 für den Kreis Unna unterstrichen.
Die unterschiedliche Verteilung der Elster im Raum wird ebenfalls deutlich, wenn man die Besiedlung der Viertelquadranten durch die Elster (Brutpaare in 2002) in Beziehung zum Anteil der Ortslagen (Siedlungsfläche, Ortslagen im Viertelquadranten) setzt: Der Korrelationskoeffizient nach Sperman ergibt eine statistisch abgesicherten positiven Zusammenhang (Spearman`s r= 0,697, auf dem Niveau von 0,01signifikant) zwischen dem Anteil der Siedlungsfläche und der Anzahl der Elstern-Brutpaare in einem Gitterfeld.
Viertelquadranten mit weniger als 12 Brutpaaren weisen fast ausnahmslos deutlich weniger als 100 ha (1/8) durch Ortslagen belegte Flächenanteile auf, solche mit 15 BP und mehr sind mit deutlich mehr als 100 ha Ortsfläche (fast immer mehr als 300 ha) bebaut. Bestes Beispiel für die von der Elster nicht (mehr) oder kaum besiedelten Bereiche ist die Börde im Osten von Unna. Höchste Siedlungsdichten erreicht sie in den Stadtbereichen der flächendeckend kartierten Städte Werne, Lünen und Schwerte.
Die Elster ist also im Außenbereich inzwischen (vgl. unten) nur noch ein sporadischer Brutvogel und hat sich im Kreis Unna weitgehend in die vom Menschen besiedelten Bereiche zurückgezogen.
Diese Ergebnisse stimmen mit den von KÜHNAPFEL (1994) ermittelten Befunden aus dem Dortmunder Raum gut überein.


NESTSTANDORT

Insgesamt wurden für 804 der 922 Nester die Nestbaumart bzw. die Unterlage angegeben:

Trotz der vielfach unklaren Zuordnungen wurde deutlich, dass Fichte, Birke, Weide, Pappel, Platane, Eiche und Weißdorn höhere Anteile erreichen. Inwieweit dies die Anteile der im Gebiet vorzufindenden Baumarten ("Stadtbäume") wiederspiegelt oder ob damit Präferenzen der Elster für die Nestanlage in hohen bzw. unzugänglichen Gehölzarten ausgedrückt wird, ist hier nicht zu klären. Auffallend ist jedoch die deutlich dokumentierte Vorrangstellung der Fichte bzw. der Nadelbäume.
Die Zahl der Bruten auf Gittermasten ist mit nur 2 Nestanlagen vernachlässigbar.

Die "erstaunliche Vielseitigkeit" der Elster wird schon von O. Kühnapfel für das Untersuchungsgebiet Dortmund herausgestellt. Im Gegensatz zu der OAG-Kartierung 2002 wurde die Fichte 1994 als Horstbaum allerdings in erheblich geringerem Ausmaß genutzt. Nur 3,9 % der Paare brüteten damals in Fichte, dafür allerdings mehr als 20 % in Weißdorn, mehr als 10 % auf Bergahorn und 12,7 % in Gittermasten, die im Kreis Unna 2002 praktisch keine Rolle spielen. Dieser Vergleich lässt zwei Erklärungsmöglichkeiten offen: Regionale Unterschiede in der Nistplatzwahl oder/und Änderung der Nistplatzwahl in den letzten Jahren.
Die starke Besiedlung der Gittermasten erklärt KÜHNAPFEL (1994) durch das Fehlen geeigneter Horstbäume und den besseren Schutz vor Bejagung. Die Erschließung künstlicher Horststandorte insbesondere im Innenstadtbereich wäre eine Folge des Horstbaummangels. Dieser Erklärung folgend, könnte das weitgehende Fehlen dieses Standorttyps im Kreis Unna auf den im Vergleich zur Stadt Dortmund noch erheblich höheren Freiraumanteil zurückzuführen sein. Dem steht allerdings entgegen, dass auch in den dicht von der Elster besiedelten Stadtbereichen um Lünen und Schwerte mit ihren geringen Freiraumanteilen praktisch keine Gittermast-Bruten zu beobachten waren.

Die von der OAG im Jahr 2002 ebenfalls festgestellte Bevorzugung dorniger oder schwer zugänglicher Baumarten kann durch die Feststellung von O. Kühnapfel erklärt werden, dass diese Horstplatzwahl der Elster offenbar einen gewissen Schutz gegen die Rabenkrähe und andere Prädatoren gewährt.

NESTHÖHE

Die Nesthöhe wurde in 803 Fällen geschätzt.

Auch hier überlagern sicherlich Erfassungsschwierigkeiten die Qualität des Ergebnisses. Trotzdem wird eine offenbar bevorzugt eingenommene Nesthöhe im Bereich zwischen 8 und 12 m deutlich. Und: Die Elster zieht offenbar genau wie die meisten Kartierer die geraden, „sympathischen" Zahlen vor! Maximal wurden Werte bis zu 30 m Nesthöhe geschätzt, minimal 2 m.

Von den 485 Nestern mit Brutpaaren war der Nesthöhen-Mittelwert 11,3 m (+ 5,24), der Median 10 m. 80 % aller besetzten Horste lagen in Höhen zwischen 5 und 15 m.

KÜHNAPFEL ermittelte in Dortmund 1994 Höhen zwischen 0,5 und 20 m. Im Unterschied zu den Ergebnissen aus dem Kreis Unna brüteten die Elstern dort zu fast einem Viertel bereits in Höhen von 2,5 bis 4,5 Metern. Wie im Kreis Unna sind Höhen über 12 m allerdings vergleichsweise selten besiedelt.


Nesttyp

Für 872 Nester wurde der Nesttyp angegeben, also die Zuordnung "Einzelnest" oder "Gruppennest" getroffen. 663 Nester wurden dem Typ Einzelnest zugeordnet, Gruppennester nahmen entsprechend nur einen Anteil von 24 % ein.


Elster als Prädator

Zwischen der Zahl der Elstern-Brutpaare und der in dem OAG-Brutvogelkartierungsprojekt ("Brutvogelatlas") ermittelten Artenzahl je Viertelquadrant besteht nur ein sehr schwacher, statistisch nicht signifikanter positiver Zusammenhang: Der Korrelationskoeffizient nach Spearman liegt bei + 0,120. Demnach hätte eine dichte Besiedlung eines Gebietes durch die Elster im Kreis Unna keinen negativen Einfluß auf die Anzahl der in diesem Bereich brütenden anderen Vogelarten.


Entwicklungstendenz des Elsternbrutbestandes

Dank einer von Siegfried Feuerbaum während der Brutvogelkartierung 1997 vorgenommenen flächendeckenden Kartierung aller Elsternbrutpaare im Raum Lünen Süd (4411-11) können erste Hinweise auf die Entwicklung der Brutpaarzahl gegeben werden. 1997 wurden in diesem Viertelquadranten insgesamt 92 Brutpaare kartiert, 2002 95 Brutpaare. Der Elsternbestand in diesem Viertelquadranten mit der höchsten Elsternsiedlungsdichte im Zeitraum von 5 Jahren um 3,3 % also nur sehr geringfügig angestiegen.
Dem steht die Beobachtung gegenüber, dass in insgesamt 6 der 20 flächendeckend und vollständig untersuchten Viertelquadranten die Zahl der alten, unbesetzten Nester die 2/3 Marke deutlich überstieg: Zwei dieser Viertelquadranten hatten ihren Elsternbestand komplett eingebüßt. Nur die Nester aus den Vorjahren zeugten von der ehemaligen Besiedlung.
Die Tendenz der Elsternbestände in den letzten Jahren ist also als uneinheitlich zu bezeichnen, wobei es Hinweise auf abnehmende, stabile oder nur sehr schwach ansteigende Teilpopulationen gibt. Durch die OAG-Kartierung im Jahr 2002 - gestützt durch die subjektive Einschätzung der langjährigen Gebietsbetreuer - ist allerdings deutlich widerlegt, dass der Elsternbestand im Kreisgebiet eine starke Zunahmetendenz aufweist.

Literatur:

KÜHNAPFEL, O., 1994: Siedlungsstrategien von Elster (Pica pica L.) und Rabenkrähe (Corvus corone corone L.) im urban geprägten Raum. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe I/II. Ruhruniversität Bochum. 96 S.