Exkurs: Ungarn, das „weite Nichts“…vom 15.-26.05.2018 (Marvin Lebéus & Stefan Helmer)

29.Mai 2018

Der Mai ist ornithologisch gesehen bekanntermaßen einer der spannendsten Monate. Denn es ist nicht nur der Monat der viele Überraschungen bereit hält, es ist auch die Zeit in der auch die letzten Zugvögel aus ihren Winterquartieren zurück kommen. Schnell stand also fest, dass wir unseren lange geplanten Urlaub im Wonnemonat nehmen werden. Für mich persönlich war Ungarn schon lange eines der europäischen Traumziele und Stefan musste ich nicht lange überzeugen. Wir haben unsere Reiseziele auf zwei wesentliche Punkte beschränkt. Auf Ungarns größtes zusammenhängendes Mittelgebirge „Bükk“ und als Kontrast dazu, die ungarische Pustza mit dem Fokus auf den Hortobagy Nationalpark. Unsere Erwartungen wurden in vielerlei Hinsicht wahrlich übertroffen.

Was uns als Mitteleuropäer schnell aufgefallen ist, ist die Landschaft ohne den „langen, weißen Spargel“ im Hintergrund. In insgesamt 1800km auf ungarischem Boden haben wir nicht ein einziges Windrad gesehen. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist sicherlich auch hier schon angekommen, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie wir es kennen. Viel eher ist bei uns ein Eindruck eines unverplanten, wilden und urtümlichen Landschaftsbildes entstanden. Das haben unsere vogelkundlichen Beobachtungen nur noch unterstrichen. Arten die bei uns schwinden treten hier noch in unglaublicher Vielfalt auf. Neuntöter, Grauammer, Turteltaube, Kuckuck, Rohrweihe, Pirol, Distelfink, Beutelmeise, Feldsperling, Haubenlerche und Schwarzkehlchen waren hier ständige Wegbegleiter (!). Flüsse, Bäche und Seenlandschaften sieht man selten ohne Schilfgürtel und alten großen Weiden. Was bei uns der Sumpfrohrsänger ist, ist hier der Drosselrohrsänger, der zusammen mit Rohrschwirl und Schilfrohrsänger problemlos zu finden ist. Pappeln und Großsträucher zieren die Haupt- und Nebenstraßen, durch das geschlossene Autofenster hören wir überall den Gesang der Nachtigall. Ein weiterer akustischer Wegbegleiter ist die Unke, oder teilweise das Konzert der Unken, was mir bis dato völlig unbekannt war. Die karge Puszta Ungarns wird hier und da durch Holundersträucher und alte Rubinien aufgelockert. Auch wenn wir kaum (!) Vogelinteressierte, geschweige denn Menschen mit Ferngläsern getroffen haben, stehen für diese viele Beobachtungstürme entlang des Nationalparks bereit. Hier hat man die Möglichkeit das „weite Nichts“ gut zu überschauen.

Neben den gerade erwähnten hier häufigen Arten, konnten wir auch eine Reihe von Beobachtungen weniger häufiger oder gar seltener Vögel machen. In den letzten Tagen konnten wir beispielsweise einen Invasionseinflug von Rosenstaren verfolgen. Dieser asiatische Bruder des uns bekannten Stars, wandert in unregelmäßigem Abstand (zuletzt vor 25 Jahren) wie ein Vagabund durch Südosteuropa. In solchen Ausnahmejahren kann es stellenweise sogar zu erfolgreichen Bruten kommen. Weitere Highlights unserer Tour waren z. B. insgesamt neun Reiherarten: Grau-, Silber-, Seiden-, Nacht-, Rallen-, Kuh-, und Purpurreiher, Zwerg- und Rohrdommel. Als auch nicht zu vergessen: Mariskenrohrsänger, Sperbergrasmücke, Schlagschwirl, Zippammer, Schwarzstirnwürger, Zwergscharbe, Blauracke, Wiedehopf, Halsbandschnäpper, Bienenfresser, Triel, Brachpieper, Blut- und Weissrückenspecht. Außerdem gerne tief überfliegend oder über Gewässer jagend: Fluss-, Trauer-, Weissbart- und Weissflügelseeschwalben. Vorwiegend in weiter noch guter Spektiventfernung: Kaiseradler, Seeadler, Schreiadler, Würgfalke und Rotfußfalke. Akustische Höhepunkte waren wohl das kleine Sumpfhuhn und ein Pärchen Zwergohreulen.

Nachfolgend ein kurzer Einblick dessen was wir erlebt haben und bestaunen konnten…

Straßenschild mit ansitzender Haubenlerche und anfliegendem Haussperling...am 22.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

Straßenschild mit ansitzender Haubenlerche und anfliegendem Haussperling…am 22.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...noch so ein allgegenwärtiger Vogel hier in Ungarn: verschlafene Turteltaube...am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…noch so ein allgegenwärtiger Vogel hier in Ungarn: verschlafene Turteltaube…am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...ebenso wie Grauammer und...am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…ebenso wie Grauammer und…am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...Drosselrohrsänger, den wir hier als häufigsten Rohrsänger verbuchen...am 18.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…Drosselrohrsänger, den wir hier als häufigsten Rohrsänger verbuchen…am 18.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...ebenfalls häufig hört man den Ruf der Beutelmeise und...am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…ebenfalls häufig hört man den Ruf der Beutelmeise und…am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...des Kuckuck, kein Wunder bei den Massen an Rohrsängern...am 20.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…des Kuckuck, kein Wunder bei den Massen an Rohrsängern…am 20.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...schon weit weniger häufig ist der Halsbandschnäpper und...am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…schon weit weniger häufig ist der Halsbandschnäpper und…am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...der Weissrückenspecht...am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…der Weissrückenspecht…am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…ein Ausschnitt des „weiten Nichts“, die Puszta Ungarns…am 22.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...mit dem klassischem Charaktervogel...am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…mit dem klassischem Charaktervogel…am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...dem Rotfußfalken, hier ein adultes Männchen, vorher ein adultes Weibchen...am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…dem Rotfußfalken, hier ein adultes Männchen, vorher ein adultes Weibchen…am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...unter den Reihern, scheint dieser einer der häufigsten...am 20.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…unter den Reihern, scheint dieser einer der häufigsten…am 20.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...der Nachtreiher...am 19.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…der Nachtreiher…am 19.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...etwas weniger häufig, der Rallenreiher...am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…etwas weniger häufig, der Rallenreiher…am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...auch für Ungarn ein absoluter Ausnahmegast und selten anzutreffen: der Kuhreiher...am 19.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…auch für Ungarn ein absoluter Ausnahmegast und selten anzutreffen: der Kuhreiher…am 19.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...der kleinste und wohl heimlichste Reiher, vor allem zu dieser Zeit: die Zwergdommel, hier im Landeanflug im dichten Schilf..am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…der kleinste und wohl heimlichste Reiher, vor allem zu dieser Zeit: die Zwergdommel, hier im Landeanflug im dichten Schilf..am 21.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...Rosenstare wandern durch ganz Ungarn, allesamt mit selber Zugrichtung Nordost-Ost..am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…Rosenstare wandern durch ganz Ungarn, allesamt mit selber Zugrichtung Nordost-Ost..am 23.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...der etwas größere Bruder unseres Neuntöters, der Schwarzstirnwürger...am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…der etwas größere Bruder unseres Neuntöters, der Schwarzstirnwürger…am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...nicht nur größer sondern auch deutlich aufgeweckter, hier im Streit mit einem Reviernachbarn..am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…nicht nur größer sondern auch deutlich aufgeweckter, hier im Streit mit einem Reviernachbarn..am 17.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...in geringer Anzahl kommen hier auch Zippammern vor..am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…in geringer Anzahl kommen hier auch Zippammern vor..am 16.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

...Bienenfresser dürfen natürlich auch nicht fehlen..am 24.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…Bienenfresser dürfen natürlich auch nicht fehlen..am 24.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…genauso wenig wie unser beider „Lieblings-Vogel“: die Blauracke..am 19.05.2018 Foto: Marvin Lebéus

…und das akustische Highlight unserer Tour:

…Duettgesang zweier Zwergohreulen..am 18.05.2018 Tonaufnahme: Stefan Helmer

Artikel gespeichert unter: Gesehen - Gehört


Seiten

Kalender

Mai 2018
M D M D F S S
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031  

Aktuelle Artikel