Werne: See am Christophorus-Hospital, 13.3.-4.4.17 (H.Otten)

06.April 2017

„See“ am Christophorus-Krankenhaus in Werne mit Skulptur


Während eines über dreiwöchigen Krankenhausaufenthaltes im Christophorus in Werne hatte ich ein Zimmer mit direktem „Seeblick“. Schon vor meiner Einweisung hatte ich mich gewundert, dass dieses 15.000 m2 große Gewässer noch nie auf der OAG-Seite Erwähnung fand. Die Gründe liegen auf der Hand:
Das 1973/74 angelegte und 1,10m tiefe Kunstgewässer dient primär als Sickergrube für das Krankenhaus und wird mehrmals pro Stunde mit Überlaufpumpen befüllt. Überschüssiges Wasser gelangt zuerst in einen sich direkt anschließenden Bach, dann in die Horne und zuletzt in die Lippe. Der Gewässeruntergrund besteht aus Lehm. Rings um das Gewässer in maximal 1,5m Abstand wurde ein asphaltierter Weg angelegt, der für Patienten und Besucher gedacht war. Täglich zählte ich hier über 30 große Hunde, die dort täglich 9 kg Kot hinterlassen, zum Teil im Gewässer schwimmen und die Wasservögel jagen. Tägliche Schwarzangler und ferngesteuerte Modellschiffe verunsichern die Vögel ebenfalls. Von einem Gewässersaum oder einer Vegetationszone kann nicht gesprochen werden. Vorhandene Haselsträucher wurden im letzten Herbst radikal auf den Stock gesetzt. Der Gewässerwart ließ größere Mengen Koi-Karpfen, Graskarpfen, Goldorfen, Schleie, Hecht und Barsch einsetzen, die sich inzwischen zahlreich vermehrt haben. Das völlig überdüngte Gewässer mit einer Sichttiefe von teilweise unter 30cm ließ im Uferbereich extrem viel Fischbrut erkennen, die aber für z.B. den Eisvogel mangels Ansitzwarten nicht zugänglich sind. Laut Kühnapfel sitzt er manchmal hoch oben in den Schwarzerlen.
An Vogelarten sind täglich lediglich 2 Paare Blässhuhn, 1 Paar Teichhuhn, 1 Paar Kanadagänse und 7 Bastardstockenten zu sehen, die alle handzahm und aufgrund der Besucherfütterung mit Weißbrot, Schokolade, Salami und Eis (!) völlig krank sind. Die Ausnahme bildet ein Reiherentenpaar, was sich nur in der Gewässermitte aufhält. Aus Mangel an Nistgelegenheiten brüten die Stockenten auf den Flachdächern der Cafeteria und sogar in der Krone des hl. Christophorus. Als Weide für die Blässhühner, Teichhühner und Kanadagänse dient eine kleine Rasenfläche direkt an der Besucherterrasse. Eine Woche vor meiner Anlieferung musste der Gewässerwart wegen Patientenbeschwerden (gefährliche Kanalratte, Krankheitsüberträger…) einen verirrten Nutria per Kastenfalle einfangen.
In einem Abschlussgespräch überzeugte ich den Gewässerwart, zwecks Aufhübschung des „Sees“ (2 Schotterinseln, Randvegetation, Weiße Seerose, Gelbe Teichrose usw.) doch mit der Biostation Rücksprache zu halten.
Bei der Bewertung dieses Gewässers schwanke ich zwischen traurig und grauenhaft. H. Otten

Artikel gespeichert unter: Gesehen - Gehört


Seiten

Kalender

April 2017
M D M D F S S
 12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930

Aktuelle Artikel