Tagesarchiv für den 03. Januar 2016

Unna: Hausrotschwanz, Singdrossel, Schleiereulenrupfung, Neues zum Trauerschnäpper, u.a., 02./03.01.2016 (B.Glüer)

Heute im Industriegebiet Unna / Ost erneut ein männlicher Hausrotschwanz im Prachtkleid (an Silvester ebenda sogar 3 Ex. – davon 2 Ex weibchenfarben). Außerdem dort neben vielen Amseln an Cotoneaster-Beeren 1 Singdrossel(!). Weiterhin nennenswert ebenda 11 Grünfinken, 6 Kernbeißer. An Silvester im Wassergewinnungsgelände (Frdbg.-Langschede) ein Trupp von 17 (!) Kernbeißern.
Gestern gab es interessante Entdeckungen bei einer Reinigung der Trauerschnäpper-Nistkästen im Hemmerder Schelk. Tatkräftige Unterstützung gab es hier durch Alfred Haberschuß und Gregor Zosel. Zunächst wurde in Anlehnung an eine interessante Untersuchung am Nistverhalten des Trauerschnäppers in Finnland ein Experiment für die bevorstehende Brutsaison im Schelk gestartet: die Universität Jyväskylä hatte ein Forschungsprojekt über 2 Jahre durchgeführt und die Frage untersucht, ob Trauerschnäpper gezielt Bruthöhlen aufsuchen, in denen bereits Nester von anderen Nutzern sind (http://www.ornisfennica.org/pdf/latest/414Loukola.pdf ) – eindeutige Antwort: ja! Es sind hierfür ~200 Nistkästen zu Vierer-Gruppen in jeweils 2 m Abstand voneinander aufgehängt worden. Die vier Nistkästen boten jeweils die Optionen a) leer, b) altes Trauerschnäppernest, b) Meisennest, c) Holzspäne-Einstreu. Die blitzblanken, leeren Kästen wurden kaum angenommen – die Kästen mit der Holzspäne-Einstreu am häufigsten. Die versuchte Deutung dieses zunächst merkwürdig erscheinenden Verhaltens klingt sehr plausibel: als Zugvögel und Langstreckenzieher erscheinen Trauerschnäpper sehr spät im fortgeschrittenen Frühling im Brutrevier. Sie müssen ein knappes Zeitfenster nutzen, um Nestbau und Brut voranzubringen. Dabei können sie es sich nicht leisten, potentielle Bruthöhlen lange auf optimale Eignung zu prüfen. Indem sie bereits besetzte Höhlen einfach „übernehmen“, lassen sie gewissermaßen andere Vogelarten diese Arbeit zuvor erledigen. Ein Vergleich der relativen Gehirngröße von Standvögeln (hier Meisen) und Zugvögeln scheint außerdem zu bestätigen, dass die Standvögel größere (leistungsfähigere) Gehirne besitzen, was eine bessere Anpassungs- und Lernfähigkeit beinhaltet. Der für die Trauerschnäpper erwachsende Vorteil, von Meisen vorab „ausgesuchte“ Höhlen zu besetzen, die sie an entsprechenden Substraten am Höhlenboden erkennen, wiegt offensichtlich die Nachteile auf, die sie durch eventuellen Parasitenbefall alter Nester oder Verletzungen in Kämpfen um die Höhlen in Kauf nehmen.
So bekamen gestern alle 38 Nistkästen im Hemmerder Schelk gemäß dem finnischen Vorbild nach der Reinigung eine Einstreu mit zwei Handvoll Holzspänen. Ausgesprochen überrascht waren wir von der abschließend erfassten Belegung der Kästen: insgesamt konnten 4(!) Trauerschnäppernester für die Saison 2015 nachgewiesen werden. Nur eines davon war zur Brutzeit durch Beobachtung des Brutbetriebes gefunden worden. Das heißt, dass in den zur Brutzeit erfassten 6 Revieren mit singenden Männchen die zum Teil „vermissten“ Weibchen zumindest in 3 Fällen sehr heimlich doch vor Ort gewesen sind. Die erfolgreiche (beobachtete) Brut hat übrigens auf einem überbauten Meisennest, das 8 Eier enthalten hatte, stattgefunden! Eine der Trauerschnäpperbruten (Fünfergelege – ebenfalls auf überbautem Meisennest!) war erfolglos.
Hinweis: da die Kästen jährlich gereinigt werden, stammten die überbauten Meisennester aus der aktuellen Saison.

Weniger erfreulich ein Fund, der sich nebenbei ergab: die Reste einer vermutlich vom Uhu geschlagenen Schleiereule.

Einer von derzeit mindestens 3 Hausrotschwänzen im Industriegebiet Unna/Ost, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Einer von derzeit mindestens 3 Hausrotschwänzen im Industriegebiet Unna/Ost, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Wie diese Kolmeise inspizieren viele Meisen bereits jetzt potentielle Bruthöhlen und nehmen hier und da den später als `Trittbrettfahrer´ erscheinenden Trauerschnäppern die Arbeit ab, 28.12.2015 Foto: Bernhard Glüer

Wie diese Kolmeise inspizieren viele Meisen bereits jetzt potentielle Bruthöhlen und nehmen hier und da den später als `Trittbrettfahrer´ erscheinenden Trauerschnäppern die Arbeit ab, 28.12.2015 Foto: Bernhard Glüer

Typisches Trauerschnäppernest (mit fehlgeschlagener Brut) - bestehend aus Gräsern, Blättern, Bastfasern auf überbautem Meisennest - bestehend aus Moos und Tierhaaren - nach der Entnahme aus dem Nistkasten, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Typisches Trauerschnäppernest (mit fehlgeschlagener Brut) - bestehend aus Gräsern, Blättern, Bastfasern auf überbautem Meisennest - bestehend aus Moos und Tierhaaren - nach der Entnahme aus dem Nistkasten, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Die traurigen Reste einer vermutlich vom Uhu geschlagenen Schleiereule, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Die traurigen Reste einer vermutlich vom Uhu geschlagenen Schleiereule, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Seit Tagen als neue Art in den Hemmerder Wiesen: Nutria, 29.12.2015 Foto: Bernhard Glüer

Seit Tagen als neue Art in den Hemmerder Wiesen: Nutria, 29.12.2015 Foto: Bernhard Glüer

Schwanzmeisen am Futterplatz: `Acht auf einen Streich´ - der hellköpfige Vogel oben rechts mausert gerade den kompletten Schwanz und hatte möglicherweise eine Begegnung mit Katze oder Sperber überlebt, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Schwanzmeisen am Futterplatz: `Acht auf einen Streich´ - der hellköpfige Vogel oben rechts mausert gerade den kompletten Schwanz und hatte möglicherweise eine Begegnung mit Katze oder Sperber überlebt, 03.01.2016 Foto: Bernhard Glüer

Sonntag, 03. Januar 2016


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