Unna: Verhängnisvolle Wegsaummahd, Rebhühner, Wachtel, Schwarzkehlchen, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter, Wiesenweihe, Neuntöter, Kiebitz, u.a., 20./21.05.2015 (B.Glüer)
Als gäbe es in der Feldflur derzeit nicht schon genug Probleme für die Vogelwelt… – gestern kam ich zufällig im Hemmerder Ostfeld dazu, als ein städtisches Mähfahrzeug an den Wirtschaftswegen die Säume mähte. Um die Dramatik des Geschehens vor meinen Augen geradezu filmreif auf die Spitze zu treiben, floh auf dem Weg, der einseitig schon kahl geschoren war, ein Rebhuhnpaar vor diesem Mäher, der sich mir aus der Ferne näherte, genau auf mich zu und wusste mit der Situation überhaupt nicht umzugehen. Vielleicht hatten sie ja gerade unter dem Balkenmäher ihr Gelege verloren. Schließlich flogen sie nach unschlüssigem Hin-und-Her auf.
Den Fahrer des Wagens sprach ich danach an – nicht zuletzt deshalb, weil in einiger Entfernung im Straßensaum ein Schwarzkehlchennest mit Jungen war. Er war ganz aufgeschlossen und schien sich auch der Tatsache bewusst zu sein, dass bei seinem Tun das eine oder andere Vogelnest geschreddert wird (die Rebhühner seien ihm auch aufgefallen) – aber er führe ja nur seine Arbeitsanweisungen aus. Das Mähfahrzeug verfügte über zwei synchron arbeitende Mähbalken, die parallel zwei Mähspuren hinterließen – je nach Einstellung bis zur Grabensohle. Auf die Frage, warum die Mähspuren so breit eingestellt seien, antwortete er, er müsse so viel wegschneiden wie möglich.
Den Standort des Schwarzkehlchennestes ließ er sich von mir genau beschreiben – er wolle aufpassen. Leider war diese Stelle noch weit entfernt und ich konnte nicht die ganze Zeit dabeibleiben. Aber schon direkt vor Ort, schob der Fahrer die beiden Mähbalken näher zusammen und verkleinerte so die Mähspur! Später konnte ich sehen, dass der Saum der Schwarzkehlchen nur außen mit einem einzigen Mähbalken – also sehr schmal – gemäht worden ist. Immerhin: das Schwarzkehlchennest blieb dadurch unversehrt (nur durch mein rein zufälliges Eingreifen…).
Auf der Feldvogelschutzfläche eine rufende Wachtel. Außerdem dort ein Steinschmätzerpaar, 2 Sumpfrohrsänger und an einem Brachestreifen ein zweites Schwarzkehlchenpaar, das bereits flügge Junge hatte und sich zur zweiten Brut anschickte. Im Gelände auch eine jagende Wiesenweihe und ein männlicher Neuntöter.
In den Hemmerder Wiesen heute 3 Gelbspötter, 3 Sumpfrohrsänger und das Neuntöterpaar in geradezu idyllischer Eintracht gemeinsam auf einem Pfosten sitzend. In einem benachbarten Maisfeld drehte ein unverbesserlich optimistisches Kiebitzmännchen die „xte“ Nestmulde… – Ein etwas irritiert wirkender, halbwüchsiger Jungfuchs galoppierte rastlos den Stichweg an der Amecke herauf.
Donnerstag, 21. Mai 2015