Kreis Unna: Dohle – Vogel des Jahres 2012 – unter der Obhut engagierter Schornsteinfeger

31.Mai 2012

Im Kreis Unna brütet der Vogel des Jahres, die Dohle, zu einem hohen Prozentsatz in und auf Schornsteinen. Nicht jeder dieser Brutplätze ist stillgelegt und „kalt“. Da die Dohle nicht mit Nistbaumaterial geizt und manchmal erhebliche Mengen Astwerk einträgt, kann das in ungünstigen Fällen zu lebensgefährlichen Situationen für die Bewohner betroffener Häuser führen, da die Heizungsabluft nicht mehr ordnungsgemäß durch den Schornstein entweichen kann. Dies führt nicht selten zu prophylaktischen Entfernungen von Dohlenbruten. Eine Schlüsselstellung zum Erhalt der städtischen Dohlenkolonien kommt daher den Schornsteinfegern zu.
Von dem alltäglichen Konflikt zwischen den Heizungsinhabern und den Dohlen und einem sehr positiven Problembewußtsein berichtet jetzt Hendrik Schwirkmann, Schornsteinfeger im Bereich Unna:
„Man findet hier viele Häuser, die optimale Nistmöglichkeiten bieten und bei denen die Modernisierung zum Glück an den Schornsteinen vorbei gegangen ist. Im Gegenteil, gerade die Modernisierung hat die Möglichkeiten erst ermöglicht, irgendwann brauchte man nur noch einen Schacht für eine Zentralheizung, wo doch früher in jedem Raum ein Ofen war. In den genannten Straßen finden sie eine Vielzahl von 4-Familienhäusern wo bis zu zehn Schornsteinschächte unbelegt sind.
Oft werden bei Neueindeckung der Dachflächen unbenutzte Schornsteine abgetragen. Da kann man nur hoffen, dass sich die Investitionsfreude bei den Wohnungsbaugesellschaften weiterhin in Grenzen hält.
Da die Kontrolle an solchen unbenutzen Schächten eher stichprobenartig erfolgt, kann ich ihnen versichern, dass es eine Dunkelziffer gibt und sich der Bestand zumindest in dieser Gegend erholt hat. Belegte Schornsteine wurden vergittert, unbelegte bewusst nicht.“ . . .
„Im Damaschkeweg wurde ein Nest während seiner Entstehung bemerkt, in diesem Moment Lebensgefahr für die Betreiber einer Gasheizung – am selben Tag entfernt aber nicht direkt vergittert. Das Gitter sollte zwei Tage später eingesetzt werden, da waren unsere Freunde schon wieder eifrig bei der Arbeit und der Schornstein wieder verstopft … Die Menge an Material die ein Pärchen so heranschafft ist beeindruckend. Da füllt sich manchmal ein ganzer blauer Müllsack.
Tatsächlich ließen sich diese klugen Tiere davon überzeugen einen anderen Ort für die Familienplanung zu finden – nur leider ohne die „Fußbodenheizung“, welche für die Nestwärme gesorgt hätte. Ein benachbarter Schacht wurde gewählt.“ . . .
„Bei meiner Arbeit als Schornsteinfeger in Unna bin ich am vergangenen Mittwoch wieder gebeten worden, ein Dohlennest zu entfernen. Als ich festgestellt habe, dass keine Gefährdung vorliegt und der Schornstein unbenutzt ist, habe ich die Eigentümerin überzeugen können die Tiere in Ruhe zu lassen.
Bisher ist es uns immer gelungen, die Nester in der Bauphase zu erkennen und zu verhindern. Kenne einige Nester im Umkreis und habe schon so manchen unbenutzten Schornstein zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit mehreren Jahren beobachte ich eine steigende Tendenz der Population in unserem Kehrbezirk. Auch die meisten Kollegen handeln so“.

Herzlichen Dank für diese sehr engagierte und beispielgebende Herangehensweise und den Schutz der Dohlen im Stadtgebiet Unna! Die Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna hat sich in diesem Kontext bereit erklärt, künstliche Ersatznisthilfen für die Dohle zur Verfügung zu stellen, wenn Schornsteinbruten aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen – Anfragen bitte an die NFG.

Vogel des Jahres 2012 - die Dohle Foto: Werner Prünte

Vogel des Jahres 2012 - die Dohle Foto: Werner Prünte

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