Kreis Unna: Wiederfundmeldungen, 12.03.2011

12.März 2011

Die Vogelwarte Helgoland, Herr Olaf Geiters, hat dankenswerterweise neue Wiederfundmeldungen von im Kreis Unna, Beringer Werner Prünte, bis Ende 2009 beringten und wiedergefangenen Vögeln mitgeteilt. Aufgeführt sind Ringfundmeldungen bzw. Rückläufe aus dem(den) letzten Jahr(en) bis März 2011, einige Funde sind bereits an anderer Stelle veröffentlicht worden:

Fremdfunde von W. Prünte beringter Vögel:

Fremdfunde von Werner Prünte beringter Vögel, Vergrößerung durch Klick auf die Grafik oder `Strg u. +´

Fremdfunde von Werner Prünte beringter Vögel, Vergrößerung durch Klick auf die Grafik oder `Strg u. +´

Die jetzt mitgeteilten Wiederfundmeldungen der im „Beringungscamp“ in Fröndenberg-Frömern während des Herbstzuges mit Gregor Zosel und vielen anderen bis 2009 beringten Vögel geben auch für den Kreis Unna den einen oder anderen Einblick in das sonst weitgehend unbemerkt bleibende Zuggeschehen hauptsächlich der nachtziehenden Arten. Dabei sind auch überregional beschriebene Zugabläufe und Phänomene aus den wenigen lokalen Daten ablesbar:
Entsprechend den Beringungszahlen sind insbesondere Teichrohrsänger als häufig beringte Art wiedergefunden worden. Natürlich in der Hauptabzugsrichtung und in einem Bereich, in dem überdurchschnittlich viele Beringer aktiv sind: Fast alle wiedergefundenen Teichrohrsänger sind westlich bis südwestlich in Belgien kontrolliert worden. In der folgenden Saison immerhin ein Fernfund aus Spanien, 1480 km weiter südwestlich. Von Interesse sind sicherlich auch die beiden Wiederfunde an dem, dem Erstfang folgenden Tag: beide Teichrohrsänger haben auch mit dem Aluzusatzgepäck in einer Zugnacht 188 bzw. 236 km zurücklegen können. Was wäre da ohne Übergewicht erst drin gewesen? Rekordhalter ist übrigens ein in Fröndenberg 1997 aluberingter Teichrohrsänger mit 303 km in einer Nacht. Bezeichnenderweise ist unter den beiden „Expressziehern“ auch der einzige (innerhalb einer Saison) wiedergefundene Altvogel – ein Hinweis auf die These, dass „gefiederzerschlissene“ Altvögel im Gegensatz zu Jungvögeln mit frischem Gefieder möglichst rasch zur fälligen Mauser ins Winterquartier streben (müssen). Hierfür spricht auch – abgesehen vom möglicherweise nicht erfolgreichen Brutgeschäft – die frühe Rückkehr der 2008 oder 2009 als diesjährig beringten und in 2010 dann als Altvögel wiedergefundenen Teichrohrsänger. Alle drei entsprechend markierten Teichrohrsänger sind als Altvögel ein bis zwei Monate früher als in ihrer Jugendzeit auf dem Weg in das Winterquartier. Der eine 2009 als nicht diesjährig beringte Teichrohrsänger ist in der in der folgenden Saison 2010 nur knapp 2 Wochen später als im Vorjahr unterwegs.
Der einzige wiedergefundene Sumpfrohrsänger, sowohl vom Beringer als auch vom Finder in Belgien als solcher angesprochen (!), zeigt, dass die Art auch aus unseren Längen südwestlich abzieht – bei dieser südostziehenden Art keine Regel. Er ist überdies, nicht überraschend, deutlich früher als fast alle Teichrohrsänger unterwegs und belegt damit seine führende Platzierung beim Ranking „kürzester Aufenthalt im Brutgebiet“.
Ein schöner Hinweis auf die Einflugrichtung der sporadischen Blaumeiseneinflüge, des Einfluges 2008/2009, ist der Wiederfund eines in Fröndenberg beringten und ein Jahr später im Herbst 2009 in Litauen wiedergefangen Vogels (s. a. den Fund des in Braunschweig beringten Tieres im 2. Teil).
Der Wiederfund eines in Fröndenberg als diesjähriges Weibchen auf dem Wegzug beringten Blaukehlchens im Folgejahr in den Rieselfeldern (als Brutvogel?) ermöglichte die im Herbst wohl nicht mögliche Zuordnung zur hiesigen weißsternigen Form.
Greifvögel kommen wohl nur unter persönlicher Aufopferung auf die Wiederfundliste: Sämtliche drei zurückgemeldeten Greife wurden tot gefunden und zurückgemeldet. Neben dem harten Winter 2010 dürften bei den Sperbern wohl auch andere Verlustursachen in Frage kommen.

Wiederfänge fremdberingter Vögel durch W. Prünte:

Wiederfänge fremdberingter Vögel, Finder/Melder Werner Prünte, Vergrößerung durch Klick auf die Grafik oder `Strg u. +´

Wiederfänge fremdberingter Vögel, Finder/Melder Werner Prünte, Vergrößerung durch Klick auf die Grafik oder `Strg u. +´

Besonders beeindruckend unter den im und am Kreis Unna gefangenen fremdberingten Vögeln und vielleicht schon fast wieder Geschichte sind die Wanderungsbelege und Herkünfte dreier Beutelmeisen aus der Lippeaue. Die 2003 bis 2006 an der Kreisgrenze in Hamm gefangenen Vögel sind im Winterquartier in Spanien sowie ein Tier zur Brutzeit in den Niederlanden beringt worden – Wanderungs- und Einwanderungsgebiete scheinen damit erwartungsgemäß im Südwesten bis Westen zu liegen. Warum ist dann die Lippeaue offensichtlich von „Osten“ her besiedelt und in den letzten Jahren nach „Osten“ hin wieder verlassen worden?
Was im Winter als „unsere“ Heckenbraunellen durchgeht, spricht oft wohl nur skandinavisch: Das norwegische Tier hatte sich die alte Ziegelei in Fröndenberg für die Sylvesterfeier ausgesucht.
In Belgien auf dem Wegzug beringte Teichrohrsänger können in der Regel aufgrund der südwestlichen Zugrichtung erst in den Folgejahren in Fröndenberg wieder gefangen werden. Auch hier gilt, dass die dann mehrjährigen Tiere früher unterwegs gewesen sind, als in ihrem ersten Wegzugsjahr (s. o.). Eher unterwegs sind auch die fremdberingten Sumpfrohrsänger, sie fliegen den Teichrohrsängern sozusagen „entgegen“: Hier ist die Reihenfolge entsprechend andersherum: Belgien beringt, ein paar Tage später verstellte schon wieder ein Netz den südöstlichen Zugweg, in Fröndenberg.

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