Fröndenberg / Brandenburg: Mauerseglerbilanz (Stiftskirche), kleine Nachlese zur Vogelwelt unserer östlichen Nachbarn, 23.07.2009 (B. Glüer)
23.Juli 2009
Eine heutige Kontrolle der Mauerseglerkolonie im Turm der Stiftskirche bestätigte einen bereits absehbaren Trend für die Saison 2009. (Ein Großteil der Mauersegler hat uns ja längst verlassen – das gilt vor allem für die große Zahl der Nichtbrüter, die bis 40 % und darüber in jeder Population ausmachen.) Im Stiftsturm hatten 28 Paare eine Brutnische besetzt, von denen 23 gebrütet haben – 21 mit Erfolg. – Und jetzt das Ungewöhnliche: Von diesen 21 Paaren versorgen jetzt noch 11 Paare Junge! Nur in einem Fall sind die Jungen soweit entwickelt, dass sie uns noch im Juli verlassen können, ein weiteres Paar wird noch bis Anfang August füttern müssen – die übrigen 8 Paare versorgen Junge, die zum Teil jünger als zwei Wochen sind. Im Schnitt brauchen Mauersegler bis zum Ausfliegen mindestens 6 Wochen. Das bedeutet auf den Brutbeginn bezogen, dass diese 8 Paare erst in der zweiten Junihälfte mit der Brut begonnen haben und dass sie bis zum Ausfliegen der Jungen noch bis in die zweite Augusthälfte zu tun haben werden. Erklärbar scheint mir dies nur durch die Wetterkapriolen der vergangenen Monate: nach einem heißen April, folgte ein wechselhafter – zum Teil nasskalter Mai… Es scheint einiges an der biologischen Uhr der Mauersegler durcheinader geraten zu sein.
Ein paar Tage bei unseren östlichen Nachbarn (Spreewald / Brandenburg) haben mich auch nachdenklich gemacht und mir ein weiteres Mal im Vergleich vor Augen geführt, wie arm unsere heimische Vogelwelt (geworden) ist. In der dort zugegebenermaßen außerordentlich reich strukturierten Landschaft mit Auwald, Feuchtwiesen, stehenden und fließenden Gewässern und Extremtrockenstandorten (alles auf engstem Raum) gibt es eine Artenfülle – aber auch eine Individuendichte – von der wir im Kreis Unna leider nur noch träumen können. Dabei denke ich nicht einmal an spektakuläre Arten wie Seeadler, Kranich & Co., sondern an die Arten, die eigentlich auch bei uns vorkommen (müssten). Man sieht und hört (noch Ende Juli!!) Kuckucke – manchmal 3 Exmpl. gleichzeitig, zahlreiche Pirole (meist jetzt in Familienverbänden), Neuntöter (massenhaft), Raubwürger, Kiebitze, Wachteln … – aber auch die Insektenwelt lässt unsereinen vor Neid erblassen. In den Wiesen sind teilweise so viele Heuschrecken unterwegs, dass man gut nachvollziehen kann, dass bis hin zum Weißstorch so mancher „Flattermann“ problemlos und regelmäßig satt werden kann. Klimatisch unterscheidet sich die Region nicht allzu sehr vom Kreis Unna – neben der dünnen Besiedlung muss es also noch ein paar andere Einflüsse geben, die uns faunistisch im Vergleich immer mehr ins Hintertreffen geraten lassen. Zu Hause herrscht bereits vielerorts das sprichwörtliche „Schweigen im Walde“. Bleibt zu hoffen, dass der einsetzende Vogelzug uns am fremden Reichtum wieder verstärkt teilhaben lässt.
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